9.6.2003, 13. Tag, 1970 km, Örnsköldsvik

Wenn man in der Nacht wach wird und den Regen auf das Zelt prasseln hört, hofft man noch, es würde aufhören. Wenn man aber um 7 den Regen noch mit der gleichen Stärke hört, ist das unangenehm. Es kostet dann sehr viel Überwindung, aus dem Schlafsack zu krabbeln und diesen (etwas feucht) in die Hülle zu stopfen.
Es gibt aber kaum etwas Deprimierenderes, als bei strömendem kalten Regen die Sachen einzupacken, das Zelt abzuräumen und lsozufahren. Frühstück hätte es erst ab 9 gegeben, da wollte ich schon lange weg sein. Fuhr aber erst um 8.30. Nach 20 km hatte ich eigentlich die Nase voll und wollte mir eine (trockene) Bleibe suchen. Da war ich in Härnösand angekommen.
Doch hier lachte mir wieder McDonald's entgegen, und eingedenk des guten psychischen Effektes des gestrigen Frühstücks versuchte ich es noch einmal.
Und tatsächlich, danach hatte ich wirklich die Motivation, weiterzufahren. Aber was für eine Fahrt! Zwischen 8 und 10 Grad Celsius bei ununterbrochen strömendem Regen haben die Finger kein Gefühl mehr. Pausen kann man nicht lange machen, höchstens 3 Minuten, sonst wird man kalt und friert erbärmlich. Um nicht krank zu werden, musste ich ständig in Bewegung bleiben. Zu allem Überfluss war dann natürlich die E4 für Fahrräder genau an einer Stelle gesperrt, wo man anders nicht weiterkam. Ich riskierte es und fuhr weiter. Zum Glück ging alles gut. Heute am Pfingstmontag ist auch nicht so viel Lastwagenverkehr.
Das Treten der Pedale ist bei Regen besonders schwer, weil die Jogginghose unter der Regenhose natürlich kletschnass geschwitzt ist und bei jedem Tritt mit hochgehoben werden muss. Auch die Jacke ist natürlich wie durch's Wasser gezogen, weil die Regenjacke darüber ja auch nichts durchlässt. Ausziehen kann ich die Regensachen aber nicht, denn dann kühlt mich der Wind in Sekundenschnelle aus. So war heute bisher der bei weitem unangenehmste Tag. Ich darf das auch nicht noch einmal machen, sonst werde ich noch krank.
Erst kurz vor meinem sehr kurz gestecktem (125 km) Tagesziel Örnsköldsvik (mal laut vorlesen!) hörte der Regen auf. Ich hatte aber bei weitem genug für heute und wollte auf keinen Fall mehr auf einen Campingplatz. Im ersten Hotel des Ortes kostete ein Zimmer 960 Kronen (107 Euro), allerdings mit Frühstück. Die Dame am Empfang war aber so freundlich, mir in einem anderen Hotel ein Zimmer für 600 Kronen zu besorgen, ebenfalls mit Frühstück und Telefon. Hier konnte ich dann meine Sachen zum Trocknen ausbreiten. Alles ist nass geworden, die Packtaschen sind trotz Regenüberzug beileibe nicht wasserdicht. In einem anderen nicht beuntzten Hotelzimmer durfte ich das Zelt zum Trocknen aufstellen.
Nach einem guten Abendbrot (von McDonald's!) konnt ich dann endlich diesen Bericht schreiben. Ich hoffe, das ich wenigstens von dem Telefon ins Internet komme.
Wenn es morgen nicht regnet, will ich bis Umea und eventuell noch etwas weiter.


Eine gewaltige Brücke 12 km hinter Härnösand

Die Schönheiten der Gegend erschließen sich mir bei dem Wetter nur sehr spärlich

Die Innenstadt von Örnsköldsvik. Wer Schwierigkeiten mit dem Namen hat, sagt einfach Ö-vik. Das machen hier alle.

So sieht das Hotelzimmer zur Zeit aus