14.6.2003, 18. Tag, 2779 km, Enontekiö

Heute bin ich relativ früh weggekommen. Bei strahlendem Sonnenschein und einer Temperatur von 6 Grad ging es auf den ersten Kilometern ganz gut. Doch schon bald frischte der kalte Nordwind auf, und ich musste genau nach Norden. Die ersten Wolken zogen auf, und im Laufe des Tages folgten mehrere Schauer. Zum Glück waren sie relativ kurz, aber gegen den kalten Wind war es schwierig, voranzukommen. Ich habe inzwischen eine Technik entwickelt, die zumindest bei Trockenheit trotz Regenjacke und -hose (wegen des kalten Windes absolut notwendig) soviel Luft lässt, dass man nicht allzu nass vom Schweiß wird. Ich darf nur nicht so schnell die Steigungen nehmen.
Trotzdem war es ein mühsames Vorwärtskommen, immer in Angst vor dem nächsten Schauer. Doch ich bin nicht sehr nass geworden, und die letzten 25 km ging die Straße genau nach Osten, so dass ich zumindest keinen Gegenwind mehr hatte. War das herrlich!
Unterwegs gab es ein Cafe, wo man auch alle möglichen Sachen kaufen konnte. Hier fragte ich (auf englisch, nachdem die Bedienung lieber englisch sprach) nach einem Kaffee und einem Stückchen Kuchen. Währenddessen kam ein Mann in mittlerem Alter herein und setzte sich dann zu mir an den Tisch. Er versuchte, mich auf englisch anzusprechen, aber ich merkte, dass er Deutscher war und bot ihm an, die Unterhaltung in deutsch zu führen. Er war sichtlich erleichtert. Er war gerade vom Nordkap gekommen, allerdings mit dem Auto, und erzählte mir Horrorgeschichten von Schneeregen, Sturm und steilen Bergen. Auf die genaue Nachfrage, wie steil die Berge waren, gab er 10% Steigung an, und auch das nicht lange. Schneeregen war einmal, das kann nun einmal in dieser Gegend vorkommen, und es ist auch nicht jeden Tag. Ein Sturm dauert auch hier meist nicht mehrere Tage. Ich lasse mich jedenfalls dadurch nicht abschrecken. Allerdings habe ich mir doch in dem Laden ein Paar dickere und (hoffentlich) regendichte Handschuhe gekauft. Auf jeden Fall sind sie viel wärmer als die, die ich mithabe.
Es bleibt immer die Sorge, ob der Campingplatz am Zielort überhaupt existiert bzw. noch geöffnet hat. Deshalb war ich auch hier froh, dass es ihn in Enontekiö gab und die Rezeption noch offen war. Hier in Finnland wird das meine letzte Übernachtung sein. Toilette, Dusche und Küche eines Luxus-Bungalows sind für die Benutzung der Zeltgäste vorgesehen. Hier traf ich ein nettes finnisches Studentenehepaar mit einem einjährigen Kind, die auch auf einer Radtour waren. Sie waren in Norwegen gewesen (die Grenze ist etwa 30 km entfernt), hatten aber wegen der Kälte und wegen des Kindes den Bus genommen. Der nimmt hier in der Gegend auch Fahrräder mit. Gut zu wissen, für alle Fälle.
Mein Zelt habe ich direkt vor dem Bungalow aufgebaut, keine Sekunde zu früh. Es regnet nämlich wieder. Ich sitze hier aber im Warmen und Trockenen und tippe diesen Bericht.
Morgen will ich über Kautokeino bis Masi fahren, das sind beides schon Orte in Norwegen. In Kautokeino ist ein Campingplatz, aber da wäre ich erst 80 km gefahren, und das ist mir selbst bei schlechtem Wetter zu wenig. In Masi scheint es aber zumindest ein Hotel zu geben. Mal sehen. Der nächste Campingplatz auf der Strecke ist dann erst in Alta, aber das ist über 200 km entfernt, für morgen also zu weit.
Ich freue mich schon wieder auf den Schlafsack.


Die E8, eine der Hauptverkehrsstraßen in Nordfinnland

Man sieht hier öfter neben der Straße noch Schneereste

Die Versorgung mit Mobilfunk entlang den Hauptstraßen ist hier überall sehr gut

Die Gegend hat sich langsam geändert. Hohe Bäume sieht man nicht mehr, wohl aber größere Flächen mit niedrigen Büschen und kleinen Birken.

Höher sind die Berge hier in Finnland nicht

Dieses gemütlich eingerichtete Blockhaus steht den Zelt-Campinggästen tagsüber zur Verfügung