Es geht mit einem schönen Frühstück bei Familie Kron los. Es sind furchtbar nette
Leute. Der Sohn Sebastian will die Reise im Internet verfolgen.
Aber mit dem Internet über Handy (GPRS) ist das so eine Sache. Ich bekommen
zwar eine Verbindung, aber wenn ich Daten übertragen will, dauert das unendlich
lange, und am Ende ist doch nichts auf dem Server. Angeblich wurden aber doppelt
so viele Daten übertragen wie ich eigentlich zum Übertragen habe. Das klappt also
hinten und vorne nicht. Mal sehen, was sich machen lässt.
Kurz vor Worms gibt es einen Fahrradladen. Der Inhaber verkauft mir ein neues
Vorderrad; ich wechsel Schlauch und Decke, Reflektoren und den Signalgeber für
den Tacho. Leider habe ich beim sehr schwergängigen Aufziehen der Decke den
Schlauch beschädigt. Also alles nochmal runter, einen neuen Schlauch gekauft und
vorsichtig eingebaut. Das dauert so alles seine Zeit. Doch jetzt geht der Tacho
nicht mehr. Kabelbruch in der Zuführung. Also neuen Signalaufnehmer mit Halterung
gekauft und eingebaut. Jetzt geht alles. Es ist aber auch schon 12 h. Ich bin erst
6 km gefahren.
Worms ist eine arme Stadt. Sie kann sich noch nicht einmal Schilder leisten, die
zum Nachbarort hinweisen. Ich irre längere Zeit durch die Stadt, die mir gar
nicht schön vorkommt. Nach einigem Suchen und Fragen (die Leute wissen selbst
nicht den Weg zu einer 4 km entfernten Stadt!) finde ich die richtige Straße
selbst heraus.
Der Wind kommt stürmisch von vorne rechts. Immer wieder gibt es Schauer, die
zum längeren Unterstellen zwingend. Kurz vor Germersheim (!) überrascht mich
ein heftiger Schauer im freien Feld, ich kann mich nirgendwo unterstellen und
muss weiterfahren. Völlig durchnässt, durchgefroren und erschöpft gelange ich
an einen Autorasthof, wo ich erst einmal einkehre. Das Tagesgericht besteht aus
Fischfilet mit Remoulade und Kartoffelsalat für 5,50 Euro. Ich greife zu und
genehmige mir hinterher noch einen großen Pott heißen Kaffee. Jetzt sieht die
Welt schon wieder anders aus. Ich bin zwar erst 63 km gefahren, hatte aber keine
Lust mehr weiterzufahren. Doch aufgewärmt und satt versuche ich es doch.
Gegen den Wind schaffe ich nur 13-14 km/h. Das ist auf die Dauer frustrierend
und ermüdend. Wenn nur der Wind etwas nachlassen würde! Kurz vor der
Rheinüberquerung mit der Fähre kann ich mich gerade noch in ein
Haltestellenhäuschen retten, bevor ein Gewitter losbricht, das sich gewaschen
hat. Ich warte frierend eine Dreiviertelstunde, bis ich weiterfahren kann.
Doch dann scheint plötzlich wieder die Sonne, und die Welt sieht wiederum viel
besser aus. Noch 15 Grad wärmer und Rückenwind, und es wäre sogar sehr gut.
Nach der Rheinüberquerung bei Neuburg in der Nähe von Karlsruhe versuche ich
in jedem der kleinen Orte, durch die ich komme, ein Zimmer zu bekommen. Auf den
Campingplatz will ich nicht; es ist mir zu feucht und zu kalt, und außerdem hat
dessen "Rezeption" bestimmt schon geschlossen. So komme ich nach Rastadt. Es
regnet mal wieder, nachdem ich vorher einen schönen Sonnenuntergang gesehen
habe.
Ich frage in drei Hotels nach. Alle nehmen um die 50 Euro für eine Nacht mit
Frühstück, das billigste 49. Das nehme ich, aber ich habe noch nicht einmal ein Telefon.
Morgen werde ich wohl immer noch nicht aus Deutschland herauskommen. Ich hoffe,
ich schaffe es bis Freiburg (140 km). Vielleicht lässt der Gegenwind ja auch nach
oder er dreht sich. Es wäre auch schön, wenn es nicht mehr regnen würde.
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