6.5.2005, 3. Tag, 124 km, Rastatt

Es geht mit einem schönen Frühstück bei Familie Kron los. Es sind furchtbar nette Leute. Der Sohn Sebastian will die Reise im Internet verfolgen.
Aber mit dem Internet über Handy (GPRS) ist das so eine Sache. Ich bekommen zwar eine Verbindung, aber wenn ich Daten übertragen will, dauert das unendlich lange, und am Ende ist doch nichts auf dem Server. Angeblich wurden aber doppelt so viele Daten übertragen wie ich eigentlich zum Übertragen habe. Das klappt also hinten und vorne nicht. Mal sehen, was sich machen lässt.
Kurz vor Worms gibt es einen Fahrradladen. Der Inhaber verkauft mir ein neues Vorderrad; ich wechsel Schlauch und Decke, Reflektoren und den Signalgeber für den Tacho. Leider habe ich beim sehr schwergängigen Aufziehen der Decke den Schlauch beschädigt. Also alles nochmal runter, einen neuen Schlauch gekauft und vorsichtig eingebaut. Das dauert so alles seine Zeit. Doch jetzt geht der Tacho nicht mehr. Kabelbruch in der Zuführung. Also neuen Signalaufnehmer mit Halterung gekauft und eingebaut. Jetzt geht alles. Es ist aber auch schon 12 h. Ich bin erst 6 km gefahren.
Worms ist eine arme Stadt. Sie kann sich noch nicht einmal Schilder leisten, die zum Nachbarort hinweisen. Ich irre längere Zeit durch die Stadt, die mir gar nicht schön vorkommt. Nach einigem Suchen und Fragen (die Leute wissen selbst nicht den Weg zu einer 4 km entfernten Stadt!) finde ich die richtige Straße selbst heraus.
Der Wind kommt stürmisch von vorne rechts. Immer wieder gibt es Schauer, die zum längeren Unterstellen zwingend. Kurz vor Germersheim (!) überrascht mich ein heftiger Schauer im freien Feld, ich kann mich nirgendwo unterstellen und muss weiterfahren. Völlig durchnässt, durchgefroren und erschöpft gelange ich an einen Autorasthof, wo ich erst einmal einkehre. Das Tagesgericht besteht aus Fischfilet mit Remoulade und Kartoffelsalat für 5,50 Euro. Ich greife zu und genehmige mir hinterher noch einen großen Pott heißen Kaffee. Jetzt sieht die Welt schon wieder anders aus. Ich bin zwar erst 63 km gefahren, hatte aber keine Lust mehr weiterzufahren. Doch aufgewärmt und satt versuche ich es doch.
Gegen den Wind schaffe ich nur 13-14 km/h. Das ist auf die Dauer frustrierend und ermüdend. Wenn nur der Wind etwas nachlassen würde! Kurz vor der Rheinüberquerung mit der Fähre kann ich mich gerade noch in ein Haltestellenhäuschen retten, bevor ein Gewitter losbricht, das sich gewaschen hat. Ich warte frierend eine Dreiviertelstunde, bis ich weiterfahren kann. Doch dann scheint plötzlich wieder die Sonne, und die Welt sieht wiederum viel besser aus. Noch 15 Grad wärmer und Rückenwind, und es wäre sogar sehr gut.
Nach der Rheinüberquerung bei Neuburg in der Nähe von Karlsruhe versuche ich in jedem der kleinen Orte, durch die ich komme, ein Zimmer zu bekommen. Auf den Campingplatz will ich nicht; es ist mir zu feucht und zu kalt, und außerdem hat dessen "Rezeption" bestimmt schon geschlossen. So komme ich nach Rastadt. Es regnet mal wieder, nachdem ich vorher einen schönen Sonnenuntergang gesehen habe.
Ich frage in drei Hotels nach. Alle nehmen um die 50 Euro für eine Nacht mit Frühstück, das billigste 49. Das nehme ich, aber ich habe noch nicht einmal ein Telefon.
Morgen werde ich wohl immer noch nicht aus Deutschland herauskommen. Ich hoffe, ich schaffe es bis Freiburg (140 km). Vielleicht lässt der Gegenwind ja auch nach oder er dreht sich. Es wäre auch schön, wenn es nicht mehr regnen würde.

Der nette Weinbauer Kron in Abenheim

Die Rheinbrücke in Worms

Ich komme durch Germersheim (Hallo Benjamin!)

Der Gewitterschauer

An der Rheinfähre

Und trotzdem ein schöner Sonnenuntergang