Alles fromme Wünsche, die letzten Zeilen im gestrigen Bericht. Der Wind hat sich
tatsächlich gedreht - er kommt jetzt genau von vorne. Und er hat nicht nachgelassen,
sondern an Stärke deutlich zugenommen. Die ersten vier Stunden fahre ich im
peitschenden Regen. Durch mein breitflächiges Gepäck biete ich dem Wind eine
gute Angriffsfläche, trotz kräftigem Strampeln schaffe ich teilweise nur 10 km/h.
Auf die Dauer macht das wenig Spaß, zumal ich nicht langsamer fahren darf, weil
ich sonst sofort friere. Ich beginne zu überlegen, ob ich nicht mittags Schluss
machen soll und auf besseres Wetter warten soll.
Völlig durchnässt und frierend komme ich in Kehl am Rhein an. Hier kaufe ich
mir zuerst einen Reiseföhn und gehe in ein italienisches Restaurant, trinke
einen Cappucino und frage, ob ich meine Schuhe und Strümpfe trocken föhnen darf.
Im Nebenraum wird es mir gestattet. Man glaubt gar nicht, wie gut es tut, wieder
trockene und warme Füße zu haben!
Ein paar Meter weiter finde ich ein Internetcafe. Für 90 Cent kann ich endlich
meine Berichte hochladen und einige eMails beantworten.
Gut gelaunt fahre ich weiter. Aber wieder regnet es, jetzt mehr in Schauern, und
der Wind hat sich nicht geändert. Ein heftiger Schauer erwischt mich im freien
Feld, und wieder sind meine Füße kletschnass und natürlich auch sofort kalt. Da
kann auch ein schöner Regenbogen nicht wirklich trösten.
Ich schaffe es noch bis Breisach am Kaiserstuhl. Weiter ist einfach nicht drin.
Hier frage ich zweimal erfolglos nach einem Zimmer, aber hochnäsig erklärt man mir,
dass man ausgebucht sei; das liege am gestrigen Feiertag. Ich versuche es trotzdem
noch einmal in einem kleinen Hotel, und tatsächlich bekomme ich ein einfaches Zimmer mit
Etagendusche und Frühstück für 25 Euro. Ich genehmige mir erst einmal ein
heißes Vollbad und dann ein fürstliches Abendessen mit Nachtisch. Zusammen mit
dem Zimmer zahle ich weniger als 40 Euro.
Morgen möchte ich gerne bis nach Brugg in der Schweiz. Es hat auf dem Brocken und
auf dem Feldberg geschneit; daher glaube ich nicht, dass der Gotthard frei ist.
Mal sehen.
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