8.5.2005, 5. Tag, 145 km, Muri

Nach einem guten Frühstück mit in der eigenen Backstube gebackenen noch warmen Brötchen starte ich bei Sonnenschein und wenigen Wolken. Doch es ist lausig kalt, und der Wind ist nur etwas schwächer geworden. Aber ohne Regen ist alles gleich viel besser. Nach wenigen km komme ich bei Grenzhausen an eine (zugegebenermaßen) angekündigte Vollsperrung wegen eines Brückenneubaus. Aber ich dachte, dass man mit dem Fahrrad eigentlich immer trotzdem durchkommt. Andernfalls hätte ich einen ziemlichen Umweg fahren müssen. Aber hier war auch beim besten Willen nicht vorbeizukommen. Zum Glück begegneten mir 2 Radfahrer, die mir eine versteckte Fußgängerbrücke in der Nähe zeigten.
Ab Heitersheim will ich den Rheinknick bei Basel abkürzen, indem ich südlich an Kandern vorbei nach Lörrach und dann nach Rheinfelden fahre. Das ist auch eine Abkürzung, aber nur von der Entfernung her, nicht von der Zeit. Ständige Steigungen und Gefälle machen mich insgesamt langsam, geben aber ein gutes Training für die Alpen.
Kurz vor Lörrach fahre ich mal wieder auf einem Fahrradweg etwa 3m unterhalb der Hauptstraße, auf der gerade ein Trupp von 4 Rennradfahrern an mir vorbeizieht (natürlich langsam). In diesem Augenblick stürzt der letzte Fahrer und kugelt direkt hinter mir die ganze Böschung herunter. Er war zu dicht auf den Vordermann gefahren. Doch er fällt weich und tut sich nichts, auch sein Fahrrad bliebt heil.
In Lörrach mache ich in einem Cafe eine längere Pause zum Aufwärmen und frage nach einem Internetcafe. Doch einzige Internetcafe des Ortes hat Sonntags geschlossen.
Nach Lörrach geht es zunächst ca. 4 km ziemlich bergauf, dann aber nach Rheinfelden 10 km nur bergab, dazu jetzt mit Rückenwind. Das macht riesig Spaß, nur wird mir ziemlich kalt dabei. Das ist überhaupt bei niedrigen Grundtemperaturen ein großes Problem: Beim Bergauffahren schwitzt man extrem, beim Hinunterfahren zieht man die Jacke schnell ganz zu und friert immer noch. Aber was solls; hierbei habe ich mich seltsamerweise noch nie erkältet.
In Rheinfelden geht es über den Rhein in die Schweiz. Hier komme ich gut voran, einmal davon abgesehen, dass auf dem Weg nach Brugg ein 569 m hoher Pass überwunden werden muss. Wie gesagt, gutes Training.
In Brugg werde ich auf einen Fahrradweg gezwungen, der so verwinkelt und zum Teil über Kasernengelände führt, dass ich nicht mehr weiß, wo ich bin, als ich wieder auf eine Straße komme. Das ist oft das Übel bei den Fahrradwegen. Sie sind an den entscheidenden Stellen nicht oder unzureichend beschildert. Ich fahre auch zuerst prompt in die falsche Richtung, erkenne aber meinen Irrtum ziemlich schnell.
Ich bin von den vielen Steigungen jetzt doch ziemlich müde. Außerdem ist es schon nach 20 h. An die früheren Durchschnittsstrecken von über 150 km pro Tag komme ich im Augenblick nicht heran.
Leider liegt kein Campingplatz an der Strecke, und so beschließe ich in Muri, in ein Hotel zu gehen. Im ganzen Ort hat nur ein einziges Hotel geöffnet. Die Leute sind freundlich, der Empfangschef ist selbst Radfahrer, will mir aber 95 Schweizer Franken für eine Übernachtung mit Frühstück abnehmen. Auf meine Frage, ob er nicht etwas preiswerteres hat, meint er, das sei schon der niedrigste Preis, in der Schweiz wären Hotels nun mal so teuer. Aber er will es mir für 90 Franken lassen. Ich dusche ausgiebig und genehmige mir noch eine Portion Spaghetti. Ich habe im Augenblick immer so einen Riesenhunger, und ohne Brennstoff kann ich die morgige Strecke nicht schaffen. Immerhin ist der St. Gotthard-Pass 2108 m hoch. Ich bin mal gespannt, ob er offen ist.

Die gesperrte Straße

Die versteckte Brücke

Der Schwarzwald

Der Rhein bei Rheinfelden

Eine Wiese voller Butterblumen

Die Aussicht nach Süden kurz vor Brugg

Die Aare in Brugg