Beim Campingplatz in Vada kann man erst um 9 h bezahlen und den Pass wiederbekommen.
So packe ich in Ruhe meine Sachen zusammen, schmiere die Kette und frühstücke
in der Campingplatz-Bar. Punkt 9 h bezahle ich und fahre los, zunächst eine
"Abkürzung" über eine Nebenstraße, die sich alsbald als unebener Schotterweg
entpuppt. Umkehren will ich auch nicht mehr, also fahre ich vier km im Schritttempo
und habe trotzdem Angst, Räder und Gepäckträger zu verbiegen.
Anfangs ist es noch recht kühl, so dass ich etwas friere. Das ändert sich,
sobald die Sonne gegen 10 h richtig herauskommt. Wie gut die Sonne tut! Obwohl ich
mich jeden Tag eingecremt habe, pellt sich die Nase, und im Gesicht sehe ich aus
wie ein Streifenhörnchen. Aber einen ernsthaften Sonnenbrand habe ich mir nicht
geholt.
Irgendwie wollen die Beine heute nicht so recht. Ich mache mehr Pausen als
gewöhnlich, will mich auch nicht hetzen, das hat keinen Zweck. In Follonica halte
ich an einem kleinen Cafe und stärke mich. Ich fühle mich wie im Urlaub.
Doch weiter geht's. Ich will Grosseto südlich umfahren und wieder über eine
"Abkürzung" auf die SS 1 in Richtung Civitavecchia. Hier kann ich 8 km sparen.
Und wieder ist es zunächst Schotter, der aber nach 2 km ganz grob wird. Vermutlich
handelt es sich noch um eine von den Römern erbaute Straße, die für Pferde
gedacht war. Es wird regelrecht halsbrecherisch. Als ich fast so weit bin
umzukehren, stelle ich fest, dass der Weg sowieso nicht mehr weitergeht. Also
das Ganze nochmal retour.
Ich muss dann doch durch Grosseto und versuche, auf die SS 1 zu kommen, aber die
ist ab hier eine Kraftverkehrsstraße und für Fahrräder gesperrt. Jetzt muss ich
einen Riesenumweg durch die bergige toskanische Landschaft machen.
Die ist natürlich sehr schön. Immer wieder halte ich an und fotografiere, es ist
eine sehr liebliche Gegend. Durch die häufigen Steigungen komme ich jedoch nur
langsam voran.
Gegen 19 h komme ich an Magliano vorbei, das außerordentlich hübsch gelegen ist.
Ich beschließe, hier nach einem Zimmer zu fragen, immerhin habe ich heute unter
nicht ganz optimalen Bedingungen 140 km zurückgelegt. Es ist eine steile Auffahrt
zu dem Städtchen mit einer dicken Stadtmauer, aber es lohnt sich. Ich bekomme
ein Zimmer für 25 Euro, leider ohne Frühstück, aber es ist ordentlich und hat auch
eine warme Dusche. In dem idyllischen Städtchen gibt es eine Pizzeria. Ich esse
eine Riesenpizza und mache noch ein paar Fotos von dem schön beleuchteten Stadtkern.
Heute habe ich insgesamt so viel Zeit verloren, dass ich unmöglich morgen abend
in Neapel sein kann, auch nicht am Sonntag. Wenn ich morgen und übermorgen nicht noch weitere
Überraschungen erlebe, bin ich wahrscheinlich am Montag in Neapel. Michael wird
dort auf mich warten.
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