In der Nacht hat es noch einige heftige Schauer gegeben, aber heute morgen
strahlt die Sonne vom Himmel. Kurz hinter Tropea geht es gleich bergauf, wir
werden schnell warm. Auf der anderen Seite der Landzunge erwartet uns eine
tolle Aussicht, wo wir ganz in der Ferne auch schon Sizilien sehen, aber auch
die Vulkaninsel Stromboli.
In dem malerischen Städtchen Nicotera machen wir Rast bei Cappuccino und Brioche,
bevor wir uns hinunter in die Ebene von Rosarno begeben. Rosarno ist eine
schmutzige Stadt mit fürchterlich viel lautem Verkehr; wir sind froh, als wir
wieder heraus sind. Bis Gioia ist es flach.
Aber dann kommt ein Anstieg, der nicht von schlechten Eltern ist. Es geht
innerhalb von 5 km bis auf knapp 500 m Höhe, und zwar von fast 0 an. Dafür werden
wir aber oben mit einer herrlichen Aussicht auf die Küste und das schon sehr viel
nähere Sizilien entschädigt. Hier oben weht ein empfindlich kalter Wind. Für die
Abfahrt ziehe ich meine Jacke über, was ich auch dringend nötig habe.
Wir kommen durch Bagnara, einer sehr hübschen Stadt mit bestimmt 200 m
Höhenunterschied innerhlab des Ortes.
Michael will hier übernachten, aber ich möchte doch lieber nach Sizilien.
Kurz danach ist die Straße an zwei Stellen durch herabgestürzte Felsbrocken
versperrt; zumindest für Autos. Fahrräder kommen gerade so durch. Ein Passant
erzählt uns, dass auch ein Zug getroffen worden sei. Tatsächlich sehen wir den
entgleisten Zug. Uns ist nicht klar, wann dies passiert ist. Wir vermuten,
dass es hierzu viel geregnet haben muss, also schon ein paar Tage her ist.
Hinter Scilla biegt die Straße nach Süden ab. Sizilien erscheint uns nun schon
ganz nah. In Villa ist der Hafen, wo wir mit den Fahrrädern an Bord der Fähre
gehen. Die Überfahrt kostet einschließlich Fahrrad 1 Euro pro Person und dauert
ca. 20 min.
Kurz nach 19 h legt die Fähre in Messina an. Zusammen mit den Fußgängern
dürfen wir als erste die Fähre verlassen.
Wir sind am Ziel angekommen: wir sind auf Sizilien. Morgen werden wir uns in der
Nähe von Catania ein Zimmer suchen, von wo aus wir dann verschiedene Orte auf
Sizilien aufsuchen werden. Einmal wollen wir auch soweit es erlaubt ist auf den
Ätna fahren. Vor allen Dingen aber wollen wir uns ein paar Tage erholen und
vielleicht auch faul am Strand liegen. Unser Flugzeug zurück nach Düsseldorf
geht morgen in einer Woche.
Ich werde jetzt nicht mehr jeden Tag einen Bericht schreiben und ins Internet
setzen. EMails werde ich trotzdem empfangen und jetzt wahrscheinlich auch
beantworten können.
Vielen Dank an alle, die diese Reise mit verfolgt haben und die mir geschrieben
haben. Über alle eMails habe ich mich sehr gefreut, auch wenn ich die meisten
bisher noch nicht beantworten konnte.
Ich bin dankbar und froh, dass diese Fahrt ohne schwerwiegende Zwischenfälle oder
Unfälle verlaufen ist. Es gab zwar einige kritische Situationen, aber passiert
ist nichts. Wir sind beide bei bester Gesundheit (von einem Lippenherpes und
einer aufgescheuerten Blase, die schnell wieder verheilen, einmal abgesehen) und
sind froh, so viel von diesem schönen Land gesehen zu haben.
Doch ich bin ehrlich, auf zu Hause freue ich mich auch schon.
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