20.-28.5.2005, 18.-25. Tag, San Marco

Auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen zum Erholen in nicht allzu großer Entfernung von Catania, unserem Flughafen für den Rückflug, finden wir auf der Karte ein Stück Strand südlich der Mündung des Alcantara-Flusses, das uns von der Lage her geeignet erscheint. Wir wissen zwar nicht, ob sich dort auch eine passende Unterkunft befindet. Doch als wir die 2 km von der Hauptstraße in Richtung Strand gefahren sind, finden wir in unmittelbarer Nähe eine schön zum Hotel ausgebaute alte Residenz mit einem herrlichen Gelände und Swimmingpool. Michael ist total begeistert und findet mit Hilfe seiner sehr guten Sprachkenntnisse schnell heraus, dass der Besitzer mit seiner Familie auch hier wohnt und die Anlage bewirtschaftet.

Der Strand ist wunderbar, das Wasser kristallklar und ca. 17 Grad warm. Es ist herrlich erfrischend.

Am nächsten Tag besuchen wir Taormina, ein malerisches Städtchen 200 m oberhalb der Felsküste mit reichlich Geschichte. Hier ist Goethe schon gewesen. Das ist wohl der Grund, warum es dermaßen voll von Touristen ist. Vom griechischen Theater hat man einen schönen Blick auf den Ätna.

Ein geplanter Ausflug nach Palermo mit dem Zug endet kläglich in Messina, weil der Anschlusszug nach Palermo wegen eines technischen Defekts ausfällt. Der nächste Zug geht erst so spät, dass eine Rückkehr am selben Tag nicht mehr möglich ist. Also lassen wir uns das Geld zurückgeben (was enorm kompliziert ist) und kehren nach San Marco zurück. Am anderen Tag versucht es Michael allein nochmals. Ich will nicht mehr, der Strand ist mir lieber. Er schafft es tatsächlich, hat aber nur drei Stunden, um sich die Hauptstadt Siziliens anzusehen.

Am Dienstag, dem nächsten Tag, wollen wir mit den Rädern auf den Ätna fahren. Natürlich nur, soweit es geht. Wir erfahren, dass die Straßen im Norden zum Teil durch den Ausbruch vor 2 Jahren zerstört wurden. Daher fahren wir zur südlichen Seite. Bis Giarre bleiben wir annähernd in Meereshöhe. Doch die nächsten 20 km geht es fast ununterbrochen bergauf. Über Zafferana geht es mit durchschnittlich 10% Steigung zur Rifugio sapienza (Zuflucht der Weisheit), der südlichen Ätnastation in ca. 2000 m Höhe. Bis hierher kann man fahren, und von dort geht eine Seilbahn noch höher hinauf. Man kann dann relativ nahe an den Hauptkrater kommen, indem man sich von einem Bergführer in einem Geländewagen zum Torre del Filosofo fahren lässt, aber die Seilbahn hat bei unserer Ankunft nur noch eine halbe Stunde geöffnet, und da lohnt es sich nicht mehr. Außerdem erscheinen mir 42 Euro auch für einen Ausflug auf 3300 m Höhe unangemessen, zumal man nicht an den aktiven Krater gelangt.

Doch auch in 2000 m Höhe ist die Landschaft sehr interessant. Überall finden sich hier oberhalb der Baumgrenze alte Krater, deren Ränder einfach zu ersteigen sind. Die Lava- und Aschesteine sind meist schwarz bis grau, manche aber auch feuerrot. Insgesamt überwiegen dunkle Töne. Die fast immer aus dem Ätna aufsteigende Rauchwolke bildet wohl den Kristallisationskeim für die dicken Wolken, die hier den Himmel bedecken und der ohnehin dunklen und fremdartigen Landschaft eine düstere bis gefährliche Note geben. Dabei ist der Ätna gar kein gefährlicher Vulkan wie etwa der Vesuv oder Mt. Helen. Er hat einen relativ breiten Magma-Schacht und könnte deshalb nie plötzlich explodieren. Die Lava bei seinen Ausbrüchen fließt langsam und lässt praktisch immer Zeit zur Flucht.

Zudem hat man von hier oben eine großartige Aussicht nach Süden und Westen, die wir aber wegen der hier herrschenden Temperatur von 8 Grad nicht lange genießen wollen. Nach einigen Fotos und 2 Cappuccinos zum Aufwärmen geht es mit Pullover und Windjacke 20 km herrlich bergab. Wir setzen ein ernormes Vertrauen in unsere Bremsen, die uns auch nicht im Stich lassen. Insgesamt ein tolles Erlebnis und vielleicht auch ein Ersatz für die ausgefallene Überquerung des Gotthardt-Passes, auch wenn es sich ohne Gepäck natürlich viel leichter fährt.

Am Donnerstag wollen wir uns Syrakus im Süden der Insel ansehen. Sizilien hat ja eine äußerst bewegte Vergangenheit mit unzähligen Eroberungen und Fremdherrschaften. Wir laufen etwa eine Stunde bis zum Bahnhof in Fiumefreddo, der nächsten Stadt in Richtung Süden. Am Bahnhof erfahren wir dann, dass heute genau zwei Züge nach Syrakus (etwa 80 km) fahren, der eine morgens um 6, der andere nachmittags um 3. Das bedeutet im Klartext: der nächste Reinfall. Sizilien will einfach nicht, dass ich die historischen Städte besuche. Michael fährt nach Catania; ich gehe zurück an den Strand.

Die Tage gehen schnell vorbei, auch wenn ich mich auf die Rückkehr freue. Am Samstag fahren wir früh die 50 km bis zum völlig überfüllten Flughafen von Catania, obwohl unser Flug erst abends geht. Wir erfahren, dass wegen eines Fluglotsenstreiks die Flüge 4 Stunden Verspätung haben. Doch nachmittags um 4 ist der Streik beendet, wir kommen fast pünktlich weg und landen eine halbe Stunde vor Mitternacht in Düsseldorf. Es ist schon ein wenig frustrierend, dass das Flugzeug nur zweieinhalb Stunden für die Strecke braucht, die ich in 18 Tagen zurückgelegt habe.

Doch es ist natürlich wie immer: Der Weg ist das Ziel. Wir haben wieder einmal eine spannende und wunderschöne Fahrradtour erlebt, mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen. Wir haben herrliche Küsten gesehen und "erfahren", nette und interessante Menschen kennengelernt und sind (zumindest zum Schluss) von der Sonne verwöhnt worden.

Zur Nachahmung empfohlen!

Am Capo Sant Alessio südlich von Messina

Die "Residenz" in San Marco

Am Swimmingpool der Anlage

Der Strand von San Marco

Ein erfrischendes Bad im Mittelmeer

Das griechische Theater von Taormina

Eins von vielen Geschäften in Taormina

Der Ätna am Abend

Auf dem Weg zur südlichen Ätna-Station

Ein Lavafeld zwischen den Kratern

Verschiedenfarbige Gesteinsformationen

Unwirkliche Kraterlandschaft

Der krähende Hahn am Dom von Messina

Nachtleben in Calatabiano, der nächsten Stadt(3 km)

Der Strand von San Marco bei Nacht, im Hintergrund Giarre-Riposto

Lavagestein am Hafen von Catania, 30 km vom Ätna entfernt!

Ankunft auf dem Flughafen von Catania

Genau 2600 km seit der Abfahrt in Gelsenkirchen