Heute ist es mehr bedeckt als sonnig. Über eine wenig befahrene schmale Straße geht es an der Küste weiter mit wieder schönen Aussichten. Mir kommt ein Paar in meinem Alter aus Neuseeland entgegen. Sie wollen Europa mit dem Rad durchqueren und sind auf dem Weg von Zypern nach Kopenhagen. Ich gebe ihnen alle nicht mehr benötigten Landkarten mit und erhalte dafür eine detaillierte Karte vom nördlichen Peleponnes, die mir noch fehlte. Nach einiger Zeit führt die Straße von der Küste weg und - natürlich bergauf. Wenn das so weitergeht, werde ich mein Ziel nicht erreichen. Es stellt sich aber heraus, dass der Weg nach einer Anfangssteigung lange Zeit bergab geht, was ich sehr genieße. 20 km vor der Brücke über den Golf von Patras treffe ich ein weiteres Radfahrerpaar. Sie kommen aus Frankreich und wollen in Patras auf die Fähre nach Italien und von da aus nach Hause radeln. Am Brückenzoll weist mir ein Mann den Weg, den ich fahren soll. Er fragt, von wo ich komme. Als ich ihm sage, dass ich aus Deutschland komme, sagt er "Merkel" und zeigt mir seine leeren Taschen. Aber er lacht dabei. Auf der Brücke ist es sehr windig, ich kann nur langsam fahren. Am Ende führt nur eine Fußgängertreppe hinunter. Mit etwas Vorsicht klappt das aber. Dann mache ich mich auf den Weg nach Platani, etwa 8 km nordöstlich von der Brücke mit kräftigem Anstieg auf den letzten 2 Kilometern. Es ist aber nichts so wie beschrieben. Ich rufe in Gelsenkirchen an und erfahre, dass das Haus des griechischen Freundes nicht in Platani, sondern in Platanovrisi ist. Das ist ca. 30 km weiter durch Patras und dann nach Südwesten. Dort würde ich schon erwartet. Natürlich hat er mir das richtig aufgeschrieben, ich habe es nur nachlässig gelesen. Also mache ich mich auf den Weg durch die Großstadt Patras und muss mehrmals nach dem Weg fragen, weil es entweder keine Hinweisschilder gibt oder ich sie nicht sehe. Dummerweise fängt es ausgerechnet jetzt an zu regnen. Also packe ich den Regenschutz wieder aus. Mittlerweile ist es dunkel geworden, ich fahre mit Licht. Weil es mal wieder heftig bergauf geht, komme ich nur langsam und mit schwacher Beleuchtung voran. Mir ist nicht wohl in meiner Haut auf der dunklen Landstraße. Zum Glück ist der Abzweig nach Halandritsa gut zu erkennen. Ich soll nach 4 km an der Tankstelle noch einmal anrufen. Ausgerechnet da habe ich kein Netz. Zudem laufen zwei wütend bellende Hund aggressiv auf mich zu. Nach dem ich vor zwei Monaten in Chicago von einem Hund gebissen wurde, sehe ich das nicht mehr ganz so gelassen. Also nochmal kräftig in die Pedale getreten, um den Hunden zu entkommen. Das klappt auch, und da hält neben mir ein Auto. Es ist der Freund des Besitzers, der zur Zeit das Haus bewohnt. Es ist Pastor und fährt mir voraus, um mir den Weg zu zeigen, den ich sonst bei Nacht nie gefunden hätte. Ich werde sehr freundlich aufgenommen. Die Frau des Pastors spricht englisch, so können wir uns verständigen. Nach dem Duschen erhalte ich ein ausgezeichnetes Abendessen. Ich bekomme zwei große Portionen, so dass ich hinterher kaum noch aufrecht gehen kann. Es ist ein sehr schönes Haus mit einer tollen Aussicht, sogar bei Nacht. Morgen nach dem Frühstück will ich weiter fahren und werde dann wohl an meinem Ziel ankommen. |