Ich werde herzlich von Emmanuel und Christel verabschiedet. Der Wetterbericht sagt nur leichte Schauer für den Nachmittag voraus. Nach kurzer Zeit bin ich im dichten Berufsverkehr von Salzburg, aber es gibt viele Fahrradspuren auf den dicht befahrenen Straßen. Danach geht es lange Zeit immer an der Salzach entlang, an der Festung Hohensalzburg vorbei. Zunächst ist es trocken und nicht zu kalt. Bei kräftigem Rückenwind komme ich gut vorwärts. In Bischofshofen muss ich die Salzach verlassen; es geht jetzt ständig bergauf. Dazu beginnt es zu regnen. Ich probiere, mit der Windjacke über dem T-Shirt zu fahren, aber mir wird zu heiß; es ist nicht auszuhalten. Also ziehe ich die Jacke wieder aus, auch wenn ich dadurch durch den Regen nass werde. Der ist hier noch leicht. In Radstadt ist nichts los; die Straßencafes sind nicht besucht. Ich finde aber trotzdem ein Eiscafe und genieße einen leckeren Fruchtbecher. Dann geht es weiter nach Untertauern. Man wirbt für den Taurachradweg, und ich nehme ihn. Er ist sehr abwechlungsreich, aber auch beschwerlich. Zum Teil nur Schotter, zum Teil geht es durch kleinere Wasserläufe, immer an der tosenden Taurach entlang. Das ist auf die Dauer so laut, dass ich mir fast wünsche, ich wäre auf der Straße geblieben. Der Regen nimmt zu, die Temperatur ab. Jetzt sind es 11 km bis zur Tauernpasshöhe. Ich hatte mir vorgenommen, jeweils nach einem Kilometer eine Pause zu machen. Daraus wird nichts, weil ich sofort anfange zu frieren, wenn ich halte. So mache ich nur eine kurze Pause nach 6 km, um etwas zu trinken und schnell ein Stück Schokolade zu essen. Die Kilometer ziehen sich. Teilweise kann ich nur 3,8 km/h fahren, so steil ist es. Aber ich steige nicht ab. Trotz starker Muskelbeanspruchung fange ich an zu frieren und freue mich auf einen heißen Tee im Hotel Wagner an der Passhöhe. Es liegt noch reichlich Schnee; Temperatur 5 °C, starker Regen. Alle Cafes und Hotels sind geschlossen. So trostlos habe ich Obertauern noch nicht erlebt. Schnell ziehe ich meine Laufjacke, meine Windjacke, Handschuhe und Stirnband an. Jetzt geht es in rasender Fahrt hinunter nach Tweng. Ich habe keine Lust, auf einen Campingplatz zu gehen. Der nächste ist in Mauterndorf, noch 10 km weiter. Ich will aber nicht mehr und finde in Tweng ein kleines Hotel, wo ich heiß duschen kann und noch etwas zu essen bekomme: Gulaschsuppe mit Brot. Etwas anderes gibt es nicht. Aber ich werde satt, bin warm und trocken. Was will ich mehr? |