Früh um 6 regnet es ein wenig, dann aber kommt die Sonne durch. Nach einem Frühstück auf dem Campingplatz geht es zunächst an der Villacher Sprungschanze und dann am Warmbad vorbei. Die Straße zum Wurzenpass ist autobahnähnlich ausgebaut. Das Fahrradfahren ist zwar erlaubt, aber irgendwie kommt man sich komisch vor. Dann geht es links ab zum Wurzenpass. 18% Steigung haben es in sich, und das bei relativ viel Verkehr. Die vielen Motorräder nerven, besonders die laut knallenden Chopper. Es scheint, dass doppelt so viele Motorräder wie Autos unterwegs sind. Vielleicht liegt es aber nur daran, dass heute Samstag ist. Es sind zwar nur knapp 600 m Höhenunterschied zu Villach, aber die gehen ganz schön in die Beine. Oben angekommen, bin ich fast schon entschlossen, heute nur bis Kransjka Gora zu fahren, das kurz hinter dem Wurzenpass liegt und wohl touristisch sehr beliebt ist, im Winter wie im Sommer. Ich erinnere mich, dass wir hier schon einmal mit den Kindern waren (natürlich nicht mit dem Fahrrad). Hier mache ich erst einmal Pause in der Sonne. Nach einer Weile fühle ich mich kräftig genug, auch den Vrsic-Pass zu fahren. Es geht von 800 m auf 1611 m Seehöhe, und das auf 9 km. Die zahlreichen Serpentinen sind durchnumeriert und mit der Seehöhe beschriftet, leider fehlen die letzten 15 vor dem Pass. Nach der halben Strecke lädt ein kleines Restaurant zur Pause ein, ich bekomme einen noch warmen Blaubeerstrudel. Es ist gemütlich hier, ich schlafe fast auf dem Stuhl ein. Doch es hilft alles nichts, ich muss weiter. Zu allem Überfluss fängt es an zu regnen, ich muss wieder das Gepäck abdecken. Rechts über mir donnert es, ich befürchte einen schlimmen Gewitterschauer, aber der Regen bleibt mäßig. Ich kann weiterfahren. Das ist auch nötig, weil es immer kälter wird. Rechts und links von der Straße liegt jetzt reichlich Schnee, doch direkt daneben blühen schon Blumen. Endlich ist die Passhöhe erreicht. Hier ist es ungemütlich, keine Hütte oder Restaurant. Hinter mir nimmt der Donner zu. Ich ziehe wieder beide Jacken, das Stirnband und die Handschuhe an und mache, dass ich weiterkomme. Die Bremsen sind gut und wichtig bei dem schweren Gepäck. Allzu schnell darf ich nicht werden, die Straßenoberfläche ist recht uneben. Es tut mir in der Seele weh, die schweißerkämpften Höhenmeter einfach zu verbremsen, aber es geht nicht anders. Unten in Trenta ist es wieder deutlich wärmer, ich kann eine Jacke und Stirnband und Handschuhe wieder verstauen. Durch enge Täler, fast schon Schluchten, geht es weiter bergab, immer an der Soca entlang. Deren Wasser ist tiefblau. Die Landschaft ist urwüchsig und noch nicht durch Tourismus geprägt. Ich genieße die Fahrt sehr, auch weil es meistens bergab geht. Gegen 18 Uhr bin ich in Bovec, weiterfahren will ich nicht mehr. Auf der Karte ist auf den nächsten 80 km auch kein Campingplatz mehr verzeichnet. Außerdem bin ich der Meinung, dass zwei Alpenpässe über 1000 m für einen Tag reichen, auch wenn ich nicht so viele Kilometer zurückgelegt habe. Nach einer heißen Dusche gehe ich ins Restaurant am Campingplatz und bestelle eine Pizza. Die Kellnerin fragt, ob ich eine kleine oder eine große Pizza haben möchte. Natürlich eine große. Als sie kommt, staune ich: sie ist riesig, aber ich werde mit ihr fertig. Danach ist noch Platz für zwei Palatschinken (Mehlpfannekuchen) mit Nussfüllung. Jetzt bin ich richtig satt (und müde). Morgen möchte ich bis Kroatien kommen. |