8.6.2003, 12. Tag, 1841 km, Härnösand

Als ich heute morgen um 7.45 h losfuhr, war die Rezeption immer noch nicht geöffnet. Da bin ich einfach so weggefahren, außer ein wenig Wasser zum Waschen und Zähneputzen habe ich auch nichts gebraucht. So habe ich auch kein schlechtes Gewissen.
So früh ist es trotz Sonnenschein immer kühl, und so war ich froh, als ich nach 17 km in Söderhamn einen offenen McDonald's-Laden fand, der Frühstück anbot. Es war zwar nicht das Billigste, aber dafür warm und hat auch gut geschmeckt. Eine solche Stärkung hatte ich aber auch nötig.
Das erste Stück der E4 ist dann wieder Autobahn, und erst nach längeren Umwegen konnte ich dann wieder diese zentrale Straße nehmen. Auch wenn Lastwagenverkehr ist, anders kommt man nicht ordentlich weiter. Der Sonnenschein und kräftige Rückenwind ließen meine Stimmung spürbar steigen. Das Wetter war wieder fast wolkenlos, so wie es sich für den Pfingstsonntag gehört. Ich kam gut bis Hudiksvik, fand hier aber kein Internet-Cafe und fuhr nach einer kurzen Mittagspause weiter.
Kurz vor Sundsvall entlud sich dann ein heftiges Gewitter, vor dem ich Schutz unter dem Dach eines Buswartehäuschens suchte, das leider von allen Seiten offen war. Ich musste über eine halbe Stunde warten, bis der Regen so weit nachgelassen hatte, dass ich mit vollem Regenschutz weiterfahren konnte.
Doch dann ging das Elend von Sundsvall los. Sundsvall ist eine Industriestadt und nicht besonders schön. Schlimm ist aber, dass der einzig vernünftige Weg nach Härnösand, meinem nächsten Fixpunkt auf der Fahrt, über die E4 geht, und die ist ab hier mal wieder Autobahn und für Fahrräder verboten. Ich habe Dutzende von Leuten gefragt, die zwar hier wohnen, sich alle aber nicht auskennen und mich immer wieder mit dem Fahrrad auf die Autobahn schicken wollten.
Zum Schluss bin ich nach meinem Gefühl gefahren und letztendlich genau an der Stelle ausgekommen, ab der die E4 wieder für Fahrräder befahrbar ist. Die Sonne war wieder herausgekommen, sie geht jetzt (22 h) gerade unter.
Nach weiteren 12 km fand ich endlich den Campingplatz, auf dem ich heute übernachte. Der Pächter kommt aus Norddeutschland (sagt er, der Akzent kommt eher aus Mecklenburg-Vorpommern) und hat mir noch ein Pfingstsonntagsfestessen (Hamburger mit Pommes für 65 Kronen) gemacht. Vorher habe ich noch geduscht. Jetzt bin ich warm, satt und trocken, die eigentlichen Grundbedürfnisse des Menschen sind erfüllt, alles andere ist Luxus.
Ach ja, ich bin jetzt schon ziemlich weit im Norden, aber auch im Osten. Die Sonne geht zwar jetzt unter, aber schon bald wieder auf. Morgens um 3 ist es schon hell. Das kriege ich kaum mit, weil ich viel schlafe und diesen Schlaf auch brauche.
Morgen will ich weiter an der Ostküste entlang in Richtung Umea, aber bis dahin schaffe ich es nicht (über 200 km). Vielleicht leiste ich mir auch mal ein Hotelzimmer, zum Waschen der Wäsche und vielleicht auch Telefonanschluss.


Frühstück in Söderhamn

So sieht die E4 auf dem größten Teil der Strecke aus. Rechts ist genügend Platz für ein Fahrrad.

Es gibt auch Nudisten in Schweden ...

Wie ich dieses Schild hasse!

Eine seltene Parallelführung neben der E4, die man rechts im Bild noch so eben sieht. Nach weiteren 2 km sind auf dieser wieder Fahrräder erlaubt.

Endlich auf dem Campingplatz 20 km vor Härnösand angekommen!