Wenn man in der Nacht wach wird und den Regen auf das Zelt prasseln hört, hofft man noch,
es würde aufhören. Wenn man aber um 7 den Regen noch mit der gleichen Stärke hört, ist
das unangenehm. Es kostet dann sehr viel Überwindung, aus dem Schlafsack zu krabbeln und
diesen (etwas feucht) in die Hülle zu stopfen.
Es gibt aber kaum etwas Deprimierenderes, als bei strömendem kalten Regen die Sachen
einzupacken, das Zelt abzuräumen und lsozufahren. Frühstück hätte es erst ab 9 gegeben, da
wollte ich schon lange weg sein. Fuhr aber erst um 8.30. Nach 20 km hatte ich eigentlich die
Nase voll und wollte mir eine (trockene) Bleibe suchen. Da war ich in Härnösand angekommen.
Doch hier lachte mir wieder McDonald's entgegen, und eingedenk des guten psychischen
Effektes des gestrigen Frühstücks versuchte ich es noch einmal.
Und tatsächlich, danach hatte ich wirklich die Motivation, weiterzufahren. Aber was für
eine Fahrt! Zwischen 8 und 10 Grad Celsius bei ununterbrochen strömendem Regen haben die
Finger kein Gefühl mehr. Pausen kann man nicht lange machen, höchstens 3 Minuten, sonst wird
man kalt und friert erbärmlich. Um nicht krank zu werden, musste ich ständig in Bewegung
bleiben. Zu allem Überfluss war dann natürlich die E4 für Fahrräder genau an einer Stelle
gesperrt, wo man anders nicht weiterkam. Ich riskierte es und fuhr weiter. Zum Glück ging
alles gut. Heute am Pfingstmontag ist auch nicht so viel Lastwagenverkehr.
Das Treten der Pedale ist bei Regen besonders schwer, weil die Jogginghose unter der
Regenhose natürlich kletschnass geschwitzt ist und bei jedem Tritt mit hochgehoben werden
muss. Auch die Jacke ist natürlich wie durch's Wasser gezogen, weil die Regenjacke darüber
ja auch nichts durchlässt. Ausziehen kann ich die Regensachen aber nicht, denn dann kühlt
mich der Wind in Sekundenschnelle aus. So war heute bisher der bei weitem unangenehmste
Tag. Ich darf das auch nicht noch einmal machen, sonst werde ich noch krank.
Erst kurz vor meinem sehr kurz gestecktem (125 km) Tagesziel Örnsköldsvik
(mal laut vorlesen!) hörte der Regen auf. Ich hatte aber bei weitem genug für heute und
wollte auf keinen Fall mehr auf einen Campingplatz. Im ersten Hotel des Ortes kostete
ein Zimmer 960 Kronen (107 Euro), allerdings mit Frühstück. Die Dame am Empfang war aber so
freundlich, mir in einem anderen Hotel ein Zimmer für 600 Kronen zu besorgen, ebenfalls mit
Frühstück und Telefon. Hier konnte ich dann meine Sachen zum Trocknen ausbreiten. Alles
ist nass geworden, die Packtaschen sind trotz Regenüberzug beileibe nicht wasserdicht. In
einem anderen nicht beuntzten Hotelzimmer durfte ich das Zelt zum Trocknen aufstellen.
Nach einem guten Abendbrot (von McDonald's!) konnt ich dann endlich diesen Bericht
schreiben. Ich hoffe, das ich wenigstens von dem Telefon ins Internet komme.
Wenn es morgen nicht regnet, will ich bis Umea und eventuell noch etwas weiter.
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