11.6.2003, 15. Tag, 2361 km, Lulea

Heute nacht habe ich außerordentlich gut geschlafen. Ich ließ alles an, was ich getragen hatte, und kuschelte mich in meinen Schlafsack, zog auch die Kapuze noch zu, so dass nur noch Mund und Nase frei waren. Mittlerweile waren es nur noch 8 Grad, und langsam wurde ich dann warm. Die Temperatur sank dann noch im Zelt auf 5 Grad (ich habe mein Thermometer gefunden!).
Direkt an der E4 am Abzweig zum Campingplatz war ein Restaurant, das ab 8 Uhr geöffnet hatte. Eine sehr freundliche Finnin machte mir ein ganz hervorragendes Frühstück mit Porridge, Blaubeeren mit Zucker, Brot, Wurst, Käse, Orangesaft, Milch, Kaffee und 1 Ei. Das Ganze kostete 45 Kronen (5 Euro). EIn gutes Frühstück ist tatsächlich eine gute Grundlage für den Tag, besonders wenn er Kraft kostet. Das habe ich jetzt deutlich gemerkt.
Das Klacken im Vorderrad kam eindeutig von der Achse. Es machte mir immer mehr Sorgen, obwohl keine Funktionseinschränkung damit verbunden war. Also fragte ich im nächsten Ort Skelleftea einen anderen Fahrradfahrer nach einem Fahrradladen, und er fuhr freundlicherweise vor mir her. Dort wurden die Kugellager überprüft, für ok befunden und neu gefettet. Das Klacken war danach zwar nicht weg, aber ich war beruhigt, dass es sich nicht um Schaden handelte, der mir im einsamen Norden größere Probleme bereiten könnte.
Die Sonne lachte fast den ganzen Tag, aber das bei recht niedrigen Temperaturen, so dass ich die langen Sachen anließ. Insgesamt war das auch gut so.
In Pitea ging wieder das alte Lied los: E4 für Fahrräder verboten. Die Fahrradwege waren zwar teilweise gut beschildert, an wichtigen Kreuzungen und Gabelungen fand sich dann aber kein Schild. Wie viele Leute habe ich gefragt! Keiner hat mir richtig helfen können. Sie überlegen erst sehr lange und weisen einen dann in der Regel in die falsche Richtung. Inzwischen habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, den richtigen Weg zu finden. Letztlich kostet das alles jedoch Zeit.
Die Gegend ist herrlich. Das Land ist weit und sehr grün, immer wieder gibt es Seen am Wegesrand, heute geht der Weg auch oft an der Ostsee entlang. Das Fahrradfahren macht mir keine Probleme, weder den Knien noch dem Sitzfleisch. Teilweise hat auch etwas Rückenwind geholfen. Auf jeden Fall mochte ich in Pitea nach 150 km noch nicht Schluss machen, sondern fuhr weiter nach Lulea. Das letzte Stück der E4 bis zur Abfahrt war autobahnähnlich 4-spurig ausgebaut, allerdings ohne Randstreifen. Fahrräder waren aber erlaubt. Das war schon seltsam, man kam sich vor wie auf der Autobahn, aber die Autos kannten das wohl. Es wurde bis auf eine Ausnahme nicht gehupt, sondern nach Möglichkeit beim Überholen ganz auf die linke Spur ausgewichen. Zum Gück war nicht viel Verkehr. Was bin ich froh, dass ich morgen nur noch 50 km auf dieser erbärmlichen E4 fahren muss!
Obwohl auf der Infokarte kurz vor Lulea ein Campingplatz in der Stadt eingezeichnet und beworben war, gab es diesen nicht oder nicht mehr. Was habe ich gesucht und Leute gefragt, alles negativ. Man schickte mich zu einem Wanderheim, wo ich über Telefon erfuhr, dass alles voll war. Ich glaube das nicht, der Mann hatte nur keine Lust herauszukommen.
Also fuhr ich wieder zurück in die Innenstadt und suchte ein Hotel. Nach über 200 km wollte ich nicht mehr weiterfahren, außerdem war es schon spät (22 h). Im ersten Hotel kostete ein Zimmer 850 Kronen, aber das war ebenfalls voll. Der Mann an der Rezeption besorgte mir dann aber telefonisch ein Zimmer in einem Mini-Hotel für 235 Kronen (26 Euro), das ich nach weiterem Suchen dann auch fand, und hier bin ich jetzt.
Morgen will ich in Töre von der E4 nach Norden Richtung Överkalix abbiegen und versuchen, bis nach Jokk zu kommen.


Dieses Schild spricht für sich, es steht vor dem Campingplatz in Aräset

Das Restaurant, in dem ich das gute Frühstück bekam

Die weite schwedische Landschaft

Die ekelhafteste Baustelle auf dieser Strecke, alles grober Schotter mit tiefen Schlaglöchern und lauter LKWs im Nacken. Ein Wunder, dass das Notebook das unbeschadet überstanden hat.

Dieser feundliche Wohnmobilfahrer kam aus Italien und sprach nur italienisch. Wir kamen ins Gespräch, wenn man das so nennen kann. Er wollte auch zum Nordkap und bot mir einen Espresso an, den ich gerne annahm. Vielen Dank, Michael, für die Brocken Italienisch, die ich von dir beim Laufen gelernt habe!

Ein hübscher Leuchtturm am Weg

Die Brücke zur Innenstadt von Lulea