16.6.2003, 20. Tag, 3003 km, Alta

Als ich heute morgen kurz vor 6 wach wurde, drehte ich mich in dem kuschelig warmen Schlafsack in einem richtigen Bett in der wohltemperierten Hütte noch einmal um, um erst 2 Stunden später wieder wach zu werden. Es hatte sowieso die ganze Zeit geregnet. Also machte ich in Ruhe meine Sachen fertig und fuhr los.

In altbekannter Weise brachte der kalte Nordwind regelmäßig Schauer und ging durch Mark und Bein. Schnell war ich wieder durchgefroren.

Die beiden so genannten Thermoflaschen für's Fahrrad sehen zwar hübsch aus (blau metallic lackiert) und haben einen stabilen Schraubmechanismus zum Verschließen, doch unter der Eigenschaft "Thermo" ist wohl zu verstehen, dass sich der Inhalt mit maximaler Geschwindigkeit der Umgebungstemperatur anzupassen versucht. So lässt sich die hierin transportierte Flüssigkeit, in meinem Fall Wasser mit etwas Zitronenlimonadenpulver aus der Metro (das letzte der drei Kilo ist angebrochen), bei dieser knapp über dem Gefrierpunkt liegenden Außentemperatur in erster Linie zum Vitalitätstest für die Zähne verwenden. Wenn man davon trinkt, wird einem nur noch kälter. Außerdem sind diese Flaschen nur dann dicht, das heißt, sie werden nicht von alleine ringsherum klebrig und feucht, wenn sie senkrecht auf einem festen Tisch stehen und kein Lastwagen vorbeifährt. Für alle anderen Lagerungsarten sind sie eigentlich nicht geeignet. Soweit zu den schönen Flaschen, aber das musste ich jetzt einmal loswerden.

Das Gelände stieg deutlich an bis zur "Passhöhe" von 370 m. Diese war nach 20 km immer noch nicht erreicht, wohl aber ein nettes kleines Restaurant, wo ich zunächst ganz alleine einen heißen Kaffee trank. Doch dann kam ein Bus mit Amerikanern, und ich unterhielt mich lange mit einer netten älteren Dame aus Chicago. Als sie fuhren, wollte sie unbedingt noch ein Foto machen.

Endlich war die maximale Höhe erreicht, und auf dem Weg nach unten änderte sich die Umgebung schnell. Waren oben höchstens Knospen an den Sträuchern und Bäumen, war es unten schon richtig grün. Trotz weiteren Schauern kam auch ab und zu die Sonne durch, und dann wurde es richtig warm, etwa 10 Grad.

Auf dem Weg nach Alta traf ich zwei Brüder auf dem Fahrrad. Sie waren Rentner und kamen aus den neuen Bundesländern. Sie waren mit der Bahn bis südlich von Kiruna gefahren und von da aus mit dem Fahrrad. Zum Nordkap wollten sie aber nicht, da waren sie schon im letzten Jahr und mochten den Rummel nicht.

Alta selbst ist eine langgezogene Stadt mit großen Höhenunterschieden. Der Altafjord ist die offene Verbindung zum Nordpolarmeer. Zum Touristen-Informationszentrum wies ein Schild nach Süden, aus der Stadt heraus, aber nach zwei km bekam ich Zweifel und fuhr wieder nach Norden. Das Infozentrum habe ich dann auch nicht gesehen, wohl aber bin ich zum Flughafen gefahren, um mich über die Rückflugmöglichkeiten nach Deutschland zu informieren. Passende Verbindungen gibt es, aber nicht wesentlich unter 1000 Euro. Da habe ich dann dankend abgelehnt. Ich werde sehen, ob ich mit Bus und Zug nach Hause komme, das dürfte deutlich billiger sein, und so eilig habe ich es nun auch wieder nicht, auch wenn ich mich schon sehr darauf freue.

Kurz hinter dem Flugplatz kaufte ich in einem Supermarkt noch etwas Brot und Schokolade, und als ich herauskam, kam ich mit einem Farbigen aus Niger ins Gespräch, der hier arbeitet und auch mit dem Fahrrad unterwegs war. Ich fragte ihn nach dem Weg zum Campingplatz, und er fuhr mit mir zusammen hin, damit ich ihn auch wirklich finde. Das fand ich sehr nett.

Da inzwischen die Sonne länger scheint und die Wolken weniger geworden sind, habe ich es gewagt, wieder das Zelt aufzubauen. Es muss ja auch trocken werden.

Morgen will ich nur bis Olderfjord, ca. 110 km. Das ist der letzte Campingplatz vor dem Nordkap. Von da aus sind ebenfalls noch einmal 110 km, und dann bin ich endlich da.


Blick zurück auf Masi, wo ich gut und lange geschlafen habe

Nur Knospen an den Bäumen

Die oben beschriebenen Thermoflaschen

Immer wieder Wasserfälle direkt an der Straße

Die beiden netten Rentner aus Deutschland

Eindrucksvolle, fast alpenähnliche Schluchten

Das Nordpolarmeer

Die 3000 km sind erreicht

Wieder einmal eine Übernachtung im Zelt, und endlich scheint die Sonne wieder!