Als ich heute morgen kurz vor 6 wach wurde, drehte ich mich in dem kuschelig warmen Schlafsack in
einem richtigen Bett in der wohltemperierten Hütte noch einmal um, um erst 2 Stunden später wieder
wach zu werden. Es hatte sowieso die ganze Zeit geregnet. Also machte ich in Ruhe meine Sachen fertig
und fuhr los.
In altbekannter Weise brachte der kalte Nordwind regelmäßig Schauer und ging durch Mark und Bein.
Schnell war ich wieder durchgefroren.
Die beiden so genannten Thermoflaschen für's Fahrrad sehen zwar hübsch aus (blau metallic
lackiert) und haben einen stabilen Schraubmechanismus zum Verschließen, doch unter der Eigenschaft
"Thermo" ist wohl zu verstehen, dass sich der Inhalt mit maximaler Geschwindigkeit der
Umgebungstemperatur anzupassen versucht. So lässt sich die hierin transportierte Flüssigkeit, in
meinem Fall Wasser mit etwas Zitronenlimonadenpulver aus der Metro (das letzte der drei Kilo ist
angebrochen), bei dieser knapp über dem Gefrierpunkt liegenden Außentemperatur in erster Linie
zum Vitalitätstest für die Zähne verwenden. Wenn man davon trinkt, wird einem nur noch kälter. Außerdem
sind diese Flaschen nur dann dicht, das heißt, sie werden nicht von alleine ringsherum klebrig und
feucht, wenn sie senkrecht auf einem festen Tisch stehen und kein Lastwagen vorbeifährt. Für alle
anderen Lagerungsarten sind sie eigentlich nicht geeignet. Soweit zu den schönen Flaschen, aber das
musste ich jetzt einmal loswerden.
Das Gelände stieg deutlich an bis zur "Passhöhe" von 370 m. Diese war nach 20 km immer noch
nicht erreicht, wohl aber ein nettes kleines Restaurant, wo ich zunächst ganz alleine einen heißen
Kaffee trank. Doch dann kam ein Bus mit Amerikanern, und ich unterhielt mich lange mit einer netten
älteren Dame aus Chicago. Als sie fuhren, wollte sie unbedingt noch ein Foto machen.
Endlich war die maximale Höhe erreicht, und auf dem Weg nach unten änderte sich die Umgebung
schnell. Waren oben höchstens Knospen an den Sträuchern und Bäumen, war es unten schon richtig grün.
Trotz weiteren Schauern kam auch ab und zu die Sonne durch, und dann wurde es richtig warm, etwa
10 Grad.
Auf dem Weg nach Alta traf ich zwei Brüder auf dem Fahrrad. Sie waren Rentner und kamen aus den
neuen Bundesländern. Sie waren mit der Bahn bis südlich von Kiruna gefahren und von da aus mit dem
Fahrrad. Zum Nordkap wollten sie aber nicht, da waren sie schon im letzten Jahr und mochten den
Rummel nicht.
Alta selbst ist eine langgezogene Stadt mit großen Höhenunterschieden. Der Altafjord ist die
offene Verbindung zum Nordpolarmeer. Zum Touristen-Informationszentrum wies ein Schild nach Süden,
aus der Stadt heraus, aber nach zwei km bekam ich Zweifel und fuhr wieder nach Norden. Das Infozentrum
habe ich dann auch nicht gesehen, wohl aber bin ich zum Flughafen gefahren, um mich über die
Rückflugmöglichkeiten nach Deutschland zu informieren. Passende Verbindungen gibt es, aber nicht
wesentlich unter 1000 Euro. Da habe ich dann dankend abgelehnt. Ich werde sehen, ob ich mit Bus
und Zug nach Hause komme, das dürfte deutlich billiger sein, und so eilig habe ich es nun auch
wieder nicht, auch wenn ich mich schon sehr darauf freue.
Kurz hinter dem Flugplatz kaufte ich in einem Supermarkt noch etwas Brot und Schokolade, und als
ich herauskam, kam ich mit einem Farbigen aus Niger ins Gespräch, der hier arbeitet und auch mit dem
Fahrrad unterwegs war. Ich fragte ihn nach dem Weg zum Campingplatz, und er fuhr mit mir zusammen hin,
damit ich ihn auch wirklich finde. Das fand ich sehr nett.
Da inzwischen die Sonne länger scheint und die Wolken weniger geworden sind, habe ich es gewagt,
wieder das Zelt aufzubauen. Es muss ja auch trocken werden.
Morgen will ich nur bis Olderfjord, ca. 110 km. Das ist der letzte Campingplatz vor dem Nordkap.
Von da aus sind ebenfalls noch einmal 110 km, und dann bin ich endlich da.
|