18.5.2005, 15. Tag, 116/2144 km, Paolo

Also - um es gleich vorweg zu sagen: keine Kraftverkehrsstraße. Wir können ganz normal die Küstenstraße befahren. Es ist zuerst noch sehr wenig Verkehr. Nach Sapri geht es erst einmal zum Warmwerden 4 km kontinuierlich bergauf. Gut, dass es etwas bewölkt ist, so wird uns nicht zu heiß, und die Haut bedankt sich auch. Wenn man an der höchsten Stelle angelangt ist, hat man meist eine herrliche Aussicht auf die teils schroffe und steile Felsküste oder aber auch ab und zu auf längere dunkle Sandstrände. Das Land ist grün. Auch in Küstennähe befinden sich über 1000 m hohe Berge, was die Landschaft sehr interessant macht. Immer wieder öfnnen sich teils atemberaubende Aussichten. Besonders am Nachmittag, als wir über mehrere weit gespannte Talbrücken fahren, geht es direkt neben der beunruhigend niedrigen Leitplanke in schwindelerregende Tiefen. Da fährt man ganz unbewusst doch ein wenig mehr zur Fahrbahnmitte hin.
Auch heute geht es immer wieder bergauf und bergab. In Maratea müssen wir 20 min weg von der Strecke steil bergauf in die Stadt fahren, um an einen Cappuccino mit Imbiss zu kommen.
Doch am Nachmittag, etwa ab Scalea, wird die Straße flacher, wenn auch nicht immer. Die Sonne ist jetzt herausgekommen, was besonders ich prima finde, friere ich doch häufig bei den Talfahrten, wo wir über 50 km/h schnell werden. Bei dieser Geschwindigkeit müssen wir extrem aufpassen, dass wir nicht über eine Bodenwelle oder einen hochstehenden Gullideckel fahren, was dann schlimme Folgen hätte. Es geht aber alles gut, wohl auch, weil wir schon ziemliche Erfahrung im Vermeiden von Unebenheiten der Straße gesammelt haben.
Immer wieder halten wir an, um Fotos zu machen. Die Landschaft ist einfach herrlich.
An einer Stelle nach Cetraro wollen wir besonders klug sein und eine Abkürzung nehmen, die auf der Karte als gelbe Straße (Nebenstrecke, aber asphaltiert) eingezeichnet ist. Doch diese Straße ist nach 4 km plötzlich zu Ende. Wir müssen um weiterzukommen einen Weg nehmen, der so steil ist, dass man ihn auf keinen Fall mehr mit dem Fahrrad fahren kann. Ich bin den Wurzenpass mit seinen 19% Steigung ohne Probleme gefahren, und manche kurze Stelle mit 22% auch, aber hier muss ich passen. Also schiebe ich, muss mich dabei ganz schräg legen, damit ich das Fahrrad überhaupt vorwärts bekomme. Ich schaffe es gerade so eben. Soviel zu Abkürzungen.
Unser Ziel ist heute Paola. Wir kommen am Fuße der Stadt an, die sich einen Berg hochzieht. Das Zentrum ist natürlich oben, und hier ist auch das einzige Hotel der Stadt, eine Art Jugendherberge, aber mit Preisen wie in einem Hotel. Es liegt ganz idyllisch im Zentrum, knapp 100 m höher als die Straße, auf der wir angekommen sind. Doch die Dusche ist prima, auch warm, das Zimmer sehr geräumig. Beim Abendessen im nahegelegenen Restaurant sitzen wir draußen. Es schmeckt köstlich, alles ist frisch zubereitet, was auch entsprechend lange dauert. Während des Essens überrascht uns ein kurzer Regenschauer, der uns unter dem großen Schirm aber nichts anhaben kann.
Morgen geht es weiter in Richtung Süden. Ich bin einigermaßen zuversichtlich, dass wir die Straße auch weiterhin befahren können. Es soll morgen 24 Grad warm werden und nicht regnen, also für unsere Reise ideales Wetter.

Auf der Straße kurz nach Sapri

Eine kleine Bucht unterhalb der Straße

Blick auf Scalea

Ein kleines Städtchen neben der Straße, wie so häufig hier auf einem Berg erbaut

Eine verschwenderische Blumenfülle, einfach so neben der Straße

Auch Michael fotografiert viel, am liebsten in dieser Haltung

Blick auf die Küste südlich von Cetraro

Am Strand bei Intavolata

Das Zentrum von Paola