Also - um es gleich vorweg zu sagen: keine Kraftverkehrsstraße. Wir können ganz
normal die Küstenstraße befahren. Es ist zuerst noch sehr wenig Verkehr. Nach
Sapri geht es erst einmal zum Warmwerden 4 km kontinuierlich bergauf. Gut, dass
es etwas bewölkt ist, so wird uns nicht zu heiß, und die Haut bedankt sich auch.
Wenn man an der höchsten Stelle angelangt ist, hat man meist eine herrliche
Aussicht auf die teils schroffe und steile Felsküste oder aber auch ab und zu
auf längere dunkle Sandstrände. Das Land ist grün. Auch in Küstennähe befinden
sich über 1000 m hohe Berge, was die Landschaft sehr interessant macht. Immer
wieder öfnnen sich teils atemberaubende Aussichten. Besonders am Nachmittag, als
wir über mehrere weit gespannte Talbrücken fahren, geht es direkt neben der
beunruhigend niedrigen Leitplanke in schwindelerregende Tiefen. Da fährt man ganz
unbewusst doch ein wenig mehr zur Fahrbahnmitte hin.
Auch heute geht es immer wieder bergauf und bergab. In Maratea müssen wir 20 min
weg von der Strecke steil bergauf in die Stadt fahren, um an einen Cappuccino
mit Imbiss zu kommen.
Doch am Nachmittag, etwa ab Scalea, wird die Straße flacher, wenn auch nicht
immer. Die Sonne ist jetzt herausgekommen, was besonders ich prima finde, friere
ich doch häufig bei den Talfahrten, wo wir über 50 km/h schnell werden. Bei
dieser Geschwindigkeit müssen wir extrem aufpassen, dass wir nicht über eine
Bodenwelle oder einen hochstehenden Gullideckel fahren, was dann schlimme Folgen
hätte. Es geht aber alles gut, wohl auch, weil wir schon ziemliche Erfahrung im
Vermeiden von Unebenheiten der Straße gesammelt haben.
Immer wieder halten wir an, um Fotos zu machen. Die Landschaft ist einfach
herrlich.
An einer Stelle nach Cetraro wollen wir besonders klug sein und eine Abkürzung
nehmen, die auf der Karte als gelbe Straße (Nebenstrecke, aber asphaltiert)
eingezeichnet ist. Doch diese Straße ist nach 4 km plötzlich zu Ende. Wir müssen
um weiterzukommen einen Weg nehmen, der so steil ist, dass man ihn auf keinen
Fall mehr mit dem Fahrrad fahren kann. Ich bin den Wurzenpass mit seinen 19%
Steigung ohne Probleme gefahren, und manche kurze Stelle mit 22% auch, aber hier
muss ich passen. Also schiebe ich, muss mich dabei ganz schräg legen, damit ich
das Fahrrad überhaupt vorwärts bekomme. Ich schaffe es gerade so eben. Soviel zu
Abkürzungen.
Unser Ziel ist heute Paola. Wir kommen am Fuße der Stadt an, die sich einen
Berg hochzieht. Das Zentrum ist natürlich oben, und hier ist auch
das einzige Hotel der Stadt, eine Art Jugendherberge, aber mit Preisen wie in
einem Hotel. Es liegt ganz idyllisch im Zentrum, knapp 100 m höher als die Straße,
auf der wir angekommen sind. Doch die Dusche ist prima, auch warm, das Zimmer
sehr geräumig. Beim Abendessen im nahegelegenen Restaurant sitzen wir draußen.
Es schmeckt köstlich, alles ist frisch zubereitet, was auch entsprechend lange
dauert. Während des Essens überrascht uns ein kurzer Regenschauer, der uns unter
dem großen Schirm aber nichts anhaben kann.
Morgen geht es weiter in Richtung Süden. Ich bin einigermaßen zuversichtlich, dass
wir die Straße auch weiterhin befahren können. Es soll morgen 24 Grad warm werden
und nicht regnen, also für unsere Reise ideales Wetter.
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