20.5.2005, 17. Tag, 111/2369 km, Messina

In der Nacht hat es noch einige heftige Schauer gegeben, aber heute morgen strahlt die Sonne vom Himmel. Kurz hinter Tropea geht es gleich bergauf, wir werden schnell warm. Auf der anderen Seite der Landzunge erwartet uns eine tolle Aussicht, wo wir ganz in der Ferne auch schon Sizilien sehen, aber auch die Vulkaninsel Stromboli.
In dem malerischen Städtchen Nicotera machen wir Rast bei Cappuccino und Brioche, bevor wir uns hinunter in die Ebene von Rosarno begeben. Rosarno ist eine schmutzige Stadt mit fürchterlich viel lautem Verkehr; wir sind froh, als wir wieder heraus sind. Bis Gioia ist es flach.
Aber dann kommt ein Anstieg, der nicht von schlechten Eltern ist. Es geht innerhalb von 5 km bis auf knapp 500 m Höhe, und zwar von fast 0 an. Dafür werden wir aber oben mit einer herrlichen Aussicht auf die Küste und das schon sehr viel nähere Sizilien entschädigt. Hier oben weht ein empfindlich kalter Wind. Für die Abfahrt ziehe ich meine Jacke über, was ich auch dringend nötig habe.
Wir kommen durch Bagnara, einer sehr hübschen Stadt mit bestimmt 200 m Höhenunterschied innerhlab des Ortes. Michael will hier übernachten, aber ich möchte doch lieber nach Sizilien.
Kurz danach ist die Straße an zwei Stellen durch herabgestürzte Felsbrocken versperrt; zumindest für Autos. Fahrräder kommen gerade so durch. Ein Passant erzählt uns, dass auch ein Zug getroffen worden sei. Tatsächlich sehen wir den entgleisten Zug. Uns ist nicht klar, wann dies passiert ist. Wir vermuten, dass es hierzu viel geregnet haben muss, also schon ein paar Tage her ist.
Hinter Scilla biegt die Straße nach Süden ab. Sizilien erscheint uns nun schon ganz nah. In Villa ist der Hafen, wo wir mit den Fahrrädern an Bord der Fähre gehen. Die Überfahrt kostet einschließlich Fahrrad 1 Euro pro Person und dauert ca. 20 min.
Kurz nach 19 h legt die Fähre in Messina an. Zusammen mit den Fußgängern dürfen wir als erste die Fähre verlassen.
Wir sind am Ziel angekommen: wir sind auf Sizilien. Morgen werden wir uns in der Nähe von Catania ein Zimmer suchen, von wo aus wir dann verschiedene Orte auf Sizilien aufsuchen werden. Einmal wollen wir auch soweit es erlaubt ist auf den Ätna fahren. Vor allen Dingen aber wollen wir uns ein paar Tage erholen und vielleicht auch faul am Strand liegen. Unser Flugzeug zurück nach Düsseldorf geht morgen in einer Woche.
Ich werde jetzt nicht mehr jeden Tag einen Bericht schreiben und ins Internet setzen. EMails werde ich trotzdem empfangen und jetzt wahrscheinlich auch beantworten können.

Vielen Dank an alle, die diese Reise mit verfolgt haben und die mir geschrieben haben. Über alle eMails habe ich mich sehr gefreut, auch wenn ich die meisten bisher noch nicht beantworten konnte.
Ich bin dankbar und froh, dass diese Fahrt ohne schwerwiegende Zwischenfälle oder Unfälle verlaufen ist. Es gab zwar einige kritische Situationen, aber passiert ist nichts. Wir sind beide bei bester Gesundheit (von einem Lippenherpes und einer aufgescheuerten Blase, die schnell wieder verheilen, einmal abgesehen) und sind froh, so viel von diesem schönen Land gesehen zu haben.
Doch ich bin ehrlich, auf zu Hause freue ich mich auch schon.

Ein Friedhof in Tropea

Blick zurück auf's Meer

Die Küste südwestlich von Nicotera

Die Kathedrale von Nicotera

Küste vor Gioia und in der Ferne die Straße von Messina; ganz hinten rechts ist schon Sizilien zu erkennen

Das schöne Städtchen Bagnara

Die Felsbrocken versperren die Straße, aber nicht für Fahrräder

Diesen Zug hat der Erdrutsch von den Schienen geholt

Scilla an der nordwestlichen Ecke der Stiefelspitze

Auf der Fähre

Messina ist in Sicht

Fußgänger und Fahrräder dürfen das Schiff zuerst verlassen

Willkommensgruß auf Lateinisch an der Hafeneinfahrt: "Wir begrüßen euch und die eigenen Bürger"

Die Westküste Kalabriens gegenüber von Sizilien bei Nacht