Der Regen weckt mich. Er ist nicht heftig, so mache ich mich schnell fertig und fahre los. Ich nehme Nebenstraßen. Die haben den Vorteil, dass sehr wenig Verkehr ist, aber den Nachteil, dass es wieder sehr hügelig ist. Man kommt nicht so recht vorwärts. Dafür hat man dann immer wieder schöne Ausblicke. Oft halte ich für ein Foto an. Nach 20 km finde ich Cafe, in dem ich ein einfaches Frühstück bekomme. Vier Scheiben Brot mit Salzbutter und eine Tasse Kaffee mit Milch für 2,80 Euro. Dann geht es weiter nach Castelo Branco. Hier mache ich im Zentrum Pause. Wie immer in den Städten ist das Herausfinden schwierig. Ich suche vergeblich die richtige Straße, fahre 6 km in die falsche Richtung steil bergab, muss alles wieder zurückfahren, um dann festzustellen, dass die notwendige Straße für Fahrräder gesperrt ist. Welch ein Ärger! Ich finde einen Weg, der in dieselbe Richtung geht und probiere ihn. Zunächst geht alles gut, nach einiger Zeit ist die IP2 auch wieder für Fahrräder befahrbar, aber nur für einige km. Dann wieder Kraftverkehrsstraße und keine ausgeschilderte Alternative. Wieder nehme ich einen kleinen neben der Straße verlaufenden Weg. Erst bin ich optimistisch, doch dann nach 8 km: Sackgasse! Wieder gibt es einen kleinen Weg daneben, mit erheblichen Steigungen (über 20%) und sehr ermüdend. Doch das Schlimmste ist die Unsicherheit, ob er nicht irgendwo aufhört oder unbefahrbar wird oder nicht dahin führt, wohin ich will. Langsam dämmert mir, dass es heute wohl der schwierigste Tag der Reise ist. Es ist schon spät, und das Ziel ist immer noch nicht in Sicht. Doch der kleine Weg führt tatsächlich nach Gardete. Ich fahre in das Dorf hinein in der Hoffnung auf eine Tasse Kaffee, aber er ist wie ausgestorben. Kein Cafe, noch nicht einmal ein Mensch zu sehen. Ich fahre weiter nach Envendos. Hier ist mehr los. Ich bekomme einen Kaffee, bezahle mit einem 2-Euro-Stück, das der Wirt widerspruchslos annimmt. Als ich weiterfahre, ruft er mir hinterher. Ich fahre zurück, und er gibt mir noch 1,30 Euro zurück. Das war der billigste Kaffee, den ich in letzter Zeit getrunken habe. Doch die Straße nach Macao zieht sich. Über 12 km geht es ständig bergauf und selten kurz bergab. Hört das denn nie auf? Endlich bin ich in Macao. Kopfsteinpflaster über 2 km. Dann endlich das Schild nach Ortiga. Der Campingplatz liegt weit außerhalb. Als ich völlig erschöpft ankomme, ist die Rezeption geschlossen. Schon seit 17:30 h! Auf mein Schellen öffnet eine genervte junge Frau mit zwei kleinen Kindern von 2 und 3 Jahren, die nur herumbrüllen und alle paar Sekunden das Eingreifen ihrer Mutter erfordern. Das Gespräch ist außerordentlich schwierig, nicht nur, weil sie kein Wort englisch oder deutsch versteht und ich überhaupt kein Portugiesisch. Sie telefoniert irgendwie auf dem Handy und macht mir dann klar, dass für Zelte kein Platz sei. Das stimmt ganz offensichtlich nicht. Der Platz ist ziemlich leer. Ich mache ihr begreiflich, dass ich nicht mehr weiterfahren kann, und nach einem weiteren Telefonat deutet sie vage auf den Platz, zuckt mit den Schultern und verschwindet mit den anstrengenden Gören. Ich interpretiere das als Erlaubnis, irgendwo mein Zelt aufzubauen, was ich auch tue. Abendbrot fällt heute aus. Restaurant ist nicht, meine Vorräte habe ich alle aufgegessen. Das Vorwärtskommen in Portugal ist weit schwieriger als gedacht, außerdem sind die Campingplätze dünn gesät. Deshalb werde ich wohl noch 3 Tage brauchen, bis ich am Ziel bin. Morgen will ich bis Evora kommen. Ich hoffe, dort wird ein Zelt akzeptiert. |