Im Hotel habe ich gut geschlafen. Der Schlafsack ist auch wieder trocken. Mit der Dame von der Rezeption, die sehr gut englisch spricht, unterhalte ich mich lange. Sie sagt, dass es vor drei Tagen noch Frost gegeben hat und vor einer Woche noch Schnee gelegen hat. Nach einem guten Frühstück fahre ich los. So einen Tag liebe ich! Nur Sonne, keine Wolken. Zwar morgens noch etwas kühl, aber die Jacke kann ich bald ausziehen. Ein kräftiger Rückenwind hilft mir gut voran. Der Pass kurz nach Vitoria, vor dem ich gewarnt wurde, stellt sich als harmlos heraus. Das Hinunterfahren macht großen Spaß; die Straße ist breit und gut. Praktisch kein Verkehr, weil ich eine Nebenstraße gewählt habe (wählen konnte). In Miranda trinke ich in der Taverne "Berlin" einen Cafe con leche (Kaffee mit Milch) und genieße draußen die Wärme der Sonne. Im Tourismusbüro erklärt man mir den Weg zur N 1, aber ich verfahre mich und folge einer gerade im Bau befindlichen Straße, die anfänglich noch in die richtige Richtung geht. Aber nach 5 km kommt mir die Sache spanisch vor, und ein Blick auf die Karte sagt mir: total verkehrt. Ich muss den ganzen Weg wieder zurück, so dass ich 10 km umsonst gefahren bin. Macht nichts. Das nächste Mal passe ich besser auf ?! Dann hat mich die N 1 wieder. Zum Glück hat sie überall einen breiten Seitenstreifen, der auch gut befahrbar ist. Doch der Verkehr nervt. Auf 10 Lastwagen kommt 1 PKW. Klar, hier kommen sie fast genauso schnell vorwärts wie auf der parallel laufenden, aber mautpflichtigen Autobahn. Nach mehreren Stunden höre ich gar nicht mehr hin. Ich treffe hier zum ersten Mal auf dieser Tour zwei Fernradfahrer, die auch mit Zelt und Schlafsack unterwegs sind. Sie kommen aus Nantes in Nordfrankreich (auf der Übersichtskarte eingezeichnet) und freuen sich wie ich über die Sonne in Spanien. Sie haben, als wir uns treffen, gerade die 1000-km-Marke überschritten. In Burgos ist der Campingplatz nicht ausgeschildert. Ich weiß zwar ungefähr, wo er liegt, frage aber zwei mir entgegenkommende Radfahrer, von denen einer englisch spricht. Sie sagen, sie würden sowieso nur spazieren fahren, und fahren mir voraus. Diesen Weg hätte ich alleine nie gefunden. Es geht über eine kleine Fußgängerbrücke und durch einen Wald, und plötzlich sind wir da. Ich baue mein Zelt auf und gehe erst einmal essen (Paella und gedünsteten Fisch, sehr lecker). Zweimal bestelle ich Brot nach. Parallel dazu schreibe ich diesen Bericht. Morgen geht es Richtung Valladolid, mal sehen, bis zu welchem Campingplatz ich komme. |