Wieder fahre ich früh los und früstücke im nächsten Ort, Tarragona. Hier ist es wieder etwas schwierig, den richtigen Weg aus der Stadt heraus zu finden, aber ich verfahre mich nicht. Das Wetter ist nicht mehr ganz so gut, der Himmel ist bedeckt, die Sonne ahnt man nur. Ich hoffe, dass es nicht regnet. Aber es bleibt den ganzen Tag trocken. Der Wind wechselt, mal von vorne, mal von hinten, aber nie richtig stark. Bei Amposta fahre ich über den Ebro, den größten Fluss Spaniens. Hier bei seiner Mündung ins Mittelmeer bildet er ein Delta, das zum Teil Naturschutzgebiet ist. Die Brücke über den Ebro, die ich nehmen will, ist gesperrt. Ich vermute, dass ich mit dem Fahrrad doch durchkomme, wie so oft. Aber es geht tatsächlich nicht. Ich muss umkehren und die Autobahn nehmen, wo auf diesem Stück Fahrräder erlaubt sind. Es ist nicht angenehm, geht aber alles gut. Ich halte mich an die Küstenstraße N340. Die ist zwar viel befahren, hat aber meistens einen breiten rechten Streifen für langsame Fahrzeuge, also auch für mich. Leider geht es kaum noch an Stränden vorbei, so ist die Fahrt heute nicht so aufregend. Das heißt, bei einer Baustelle von 4 km Länge wird sie doch ganz aufregend, weil hier kein rechter Streifen für mich zur Verfügung steht. Jetzt fahren die Lastwagen noch dichter vorbei. Ich bin sehr erleichert, als die Baustelle zu Ende ist. Im Campingführer habe ich einen Campingplatz der besten Kategorie ausfindig gemacht. Dort steht, dass er sich 2,5 km vor dem Ort Alcossebre befindet. Alcossebre liegt aber 5 km von meinem Weg bzw. der N340 weg. Ich rechne kurz: der Platz müsste nach 2,5 km erreicht sein. Ich fahre von der N340 herunter; es geht ziemlich bergab. Nach 2,5 km kein Campingplatz in Sicht. Ich fahre weiter bis in den Ort, sehr schnell, weil steil bergab, 5 km weit. Hier finden sich Hinweisschilder auf den Platz, immer am jetzt kurz vor Sonnenuntergang schon verlassenen Strand entlang. Nach fast 8 km von der Straße erreiche ich ihn. Auf die Angestellte von der Rezeption muss ich eine Weile warten, sie ist recht umfangreich und hat sich gerade Proviant geholt, ebenfalls recht umfangreich. Dann erklärt sie mir, dass ich für 20 Euro eine Nacht bleiben könne. Ich kann es nicht glauben und frage nochmal nach. Habe ich mich verhört? Nein, es stimmt. Der Ärger steigt in mir hoch. Jetzt bin ich letzlich einen Umweg von 16 km gefahren, nur um diesen Wahnsinnspreis zu bezahlen? Ich erkläre der Frau, dass man das in Deutschland Wucher nennt und dass das bestraft wird, und fahre mit ordentlich Wut im Bauch wieder ab, den ganzen Weg zurück zur N340 und weiter in Richtung Valencia. Inzwischen ist die Sonne untergegangen, ich muss mit Licht fahren. Der nächste Platz ist laut meiner Karte etwa 20 km weiter. Ich strample, was das Zeug hält. Man glaubt gar nicht, wie Wut einen beflügeln kann. Doch bald ist es ganz dunkel, und ich kann keine Hinweisschilder mehr lesen. Laut Karte muss ich links abbiegen, wo es rechts nach Cabanes geht. Das ist aber nur eine kleine unbeleuchtete Straße ohne irgendein Schild, dass hier ein Campingplatz sein könnte. Ich fahre trotzdem, glaube der Karte. Das wird jetzt ganz abenteuerlich. Nach etwa 2 km, zum Teil über unbefestigte Wege, gänzlich ohne Licht, taucht wie aus dem Nichts ein Campingplatz auf. Die Rezeption ist geschlossen, aber im Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist noch Licht. Ich frage dort nach, ob ich mein Zelt auf dem Campingplatz aufschlagen kann, man bedeutet mir: nein. Doch es gibt in direkter Nachbarschaft noch zwei weitere Campingplätze. Beim letzten werde ich fündig. Die Rezeption ist noch besetzt, ich kann mein Zelt aufschlagen, duschen und dann endlich schlafen. Trotzdem kostet auch dieser Campingplatz 14 Euro, das kann man dann wohl nicht ändern. Ich habe heute die 2000 km-Grenze überschritten. Bis Malaga sind es noch ca. 800 km. Das müsste in 8 Tagen zu schaffen sein, dann habe ich noch 3 Tage für Marokko. Morgen muss ich durch Valencia, mal sehen, was mir da blüht. |