Als ich um 7:00 h wach werde, fühle ich mich noch wie gerädert. Also drehe ich mich noch einmal um und schlafe noch eine halbe Stunde. Ich bin ja schließlich im Urlaub. Aber so richtig bequem ist es nicht. Ich konnte mich gestern abend nicht mehr duschen (alles zu und dunkel), daher klebt alles. Der Schlafsack ist mehr feucht als trocken, aber trotzdem warm. Naja, irgendwann muss es ja weitergehen. Also stehe ich auf, esse ein paar Kekse (ich rechne nicht mit einem Frühstück), gehe mich waschen und die Zähne putzen und packe das Zelt und meine Utensilien zusammen. Der Himmel ist verhangen, es ist kalt (9 Grad), und es sieht so aus, als wolle es jeden Moment regnen. Ich friere jetzt schon. Was gäbe ich für einen heißen Tee, wenn's geht First Flush Darjeeling. Neben mir packt ein Ehepaar aus Rastatt gerade sein Zelt ein. Sie sind mit dem Motorrad hier in der Gegend und berichten von viel Regen und Kälte in den letzten Tagen. Wir unterhalten uns eine Weile; sie sind sehr nett. Als ich in der Rezeption bezahle, werde ich von einer freundlichen Holländerin begrüßt, die gut deutsch spricht. Sie rät mir, welchen Weg ich nehmen soll und zeigt mir, wo ich ein Frühstück bekomme. Das schmeckt wirklich gut, auch wenn es Beuteltee ist. Heute wollen die Beine nicht so recht. Es geht aber auch immer entweder gegen den Wind oder bergauf. Zunächst komme ich bis Chambery noch gut vorwärts, aber dann geht es zum ersten kleinen Pass, der zwar nur knapp 700 m hoch ist, aber durch das ständige Auf und Ab sind es mindestens doppelt so viele Höhenmeter. Mein Gepäck ist aber auch viel zu schwer. Das nächste Mal nehme ich höchstens die Hälfte mit! Die Talfahrt geht wie immer viel zu schnell vorbei, dann kommt schon wieder ein Anstieg. Zum Glück regnet es zunächst nicht. Bei den Talfahrten wird mir sehr kalt, obwohl ich immer die dicke gelbe Jacke überziehe, wenn ich oben angekommen bin. Ich bin schließlich so durchgefroren, dass ich im nächsten Ort in einer kleinen Bar zwei Portionen heiße Milch und ein heißes Sandwich bestelle. Es schmeckt wunderbar. Mittlerweile ist es aber schon 14 h, und ich habe gerade mal 50 km geschafft. Das bedeutet, dass ich mein Tagesziel, Valence, nicht erreichen werde. Es ist noch 90 km entfernt. Doch zunächst geht es Richtung Grenoble. Das ist richtig in den Alpen. Die Berge hier sind durchaus höher als 2000 m. Doch kurz vor Grenoble biege ich nach Westen ab, an der Isere entlang. Es fängt jetzt doch an zu regnen. Nicht besonders heftig, aber ich muss den Regenschutz für hinten und vorne auspacken und anbringen. Der Regen hält etwa 2 Stunden an, dann sieht man sogar die Sonne hinter den Wolken. Naja, wenigstens brauchte ich mich heute nicht einzucremen, und vielleicht heilt jetzt auch meine Unterlippe, die seit dem Herpes bei der Abfahrt eine offene Wunde hat. Ich muss auf der Hauptstraße fahren. Das ist laut, und die Autos, besonders die vielen Lastwagen, halten nicht viel seitlichen Abstand. Alle 10 km mache ich eine Pause und belohne mich mit einem Stückchen Schokolade. Das hat auch schon auf der Nordkap-Tour gut funktioniert. Ich will heute auf keinen Fall im Dunkeln fahren. Da nach meinem Campingführer der nächste Campingplatz erst in Valence ist, muss ich wohl ein Hotel nehmen. Vielleicht finde ich in St. Just, etwa 30 km vor Valence, ein preiswertes Hotel. Doch siehe da: ein Schild weist auf einen offenen Campingplatz etwa 2 km abseits der Hauptstraße hin. Ich fahre hin, und für 7,50 Euro kann ich mein Zelt aufschlagen und endlich duschen. Das tut gut. In der Waschküche missbrauche ich die Steckdose für die Waschmaschine und kann mein Notebook anschließen. Der Akku war gestern abend wieder völlig leer. Ich hoffe, es klappt hier, diesen und den gestrigen Bericht hochzuladen. Wenn nicht, dann vielleicht morgen. Ein Restaurant gibt es hier nicht. Also wieder Brot, Kekse, Schokolade und Zitronenwasser. Auch gut. Morgen muss ich mal wieder Fleisch essen. Ich hoffe, morgen komme ich weiter als heute. Größere Steigungen kommen jetzt bis zu den Pyrenäen wohl nicht mehr. |