Fahrrad-Tour nach Casablanca Dr. Hans-Jürgen Weber 27.4. - 25.5.2007




Karte


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07.05.2007 Paris/Valence
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16.05.2007 Aguilas
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18.05.2007 Almayate
19.05.2007 San Roque
20.05.2007 Assilah
21.05.2007 Kenitra
22.05.2007 Casablanca
25.05.2007 In Casablanca und Rückflug

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Ich bin erreichbar!

25.05.2007, 27. Tag, 0 / 3537 km, In Casablanca und Rückflug

In Casablanca habe ich nun noch zwei volle Tage Zeit, um die Stadt ein wenig kennen zu lernen.
Lieber möchte ich sofort nach Hause, aber das geht nicht. Mein Flugticket ist erst am Freitag gültig. Sightseeing wie in anderen Großstädten gibt es hier nicht, zumindest habe ich nichts derartiges gefunden.
Also mache ich mich - natürlich immer zu Fuß - auf den Weg, kaufe ein wenig Nahrungsmittel ein, besichtige die "Ancienne Medina" (Altstadt) und besuche verschiedene Restaurants sowie zweimal den Internetladen. Eine gute Hilfe dabei ist der Stadtplan von Casablanca, den ich in einem Buchladen für stolze 4,50 Euro erworben habe. Trotzdem finde ich nicht alles, weil mal wieder die Wirklichkeit nicht immer mit dem Plan übereinstimmt. Aber insgesamt hilft er mir vor allem, immer wieder zum Hotel zurück zu finden.
Am Dienstag abend will ich "Rick's Cafe", ein Cafe, das dem im berühmten Film "Casablanca" mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann (Handlung im 2. Weltkrieg) nachempfunden ist, besuchen.
Trotz Plan verlaufe ich mich erheblich und gelange immer tiefer in Bezirke, wo die ärmste Stadtbevölkerung wohnt, kauft und verkauft. Es ist abenteuerlich und noch dreckiger als in den anderen Teilen der Stadt.
Die Adresse von "Rick's Cafe" ist Bl. Sour Jdid 284, das weiß ich aus dem Internet. Irgendwann bei Sonnenuntergang komme ich tatsächlich am Bl. Sour Jdid an, d.h., ein Straßenschild ist nirgends zu finden, aber nach dem Plan gibt es keine andere Möglichkeit.
Ich wandere den "Boulevard" nach Nordwesten weiter mit steigenden Hausnummern. Am Ende befindet sich die riesige Moschee Hassan II, angeblich die zweitgrößte der Welt nach Mekka. Das mag sein, es ist ein gigantischer Komplex, aber völlig menschenleer und umgeben von Müllkippen und Slumgebieten. Ich habe keine Lust, näher zu kommen. Am Ende der Straße ist die höchste Hausnummer weit unter 200. Also kehre ich um und wandere bis zum anderen Ende, ca. 2 km. Hier sind vorsichtshalber gar keine Hausnummern mehr, dafür aber riesige militärische und streng bewachte Gebäude. Ich mache, dass ich weiter komme.
Am Ende der Straße steht so eine Art gezeichneter Stadtplan für Touristen, auf der einen Seite ist das Glas und die vermutlich dahinter zunächst vorhandene Karte zerstört, auf der anderen Seite findet sich eine Aufzählung der Sehenswürdigkeiten, unter anderem auch "Rick's Cafe". Nur wo?
Ich frage einen Passanten, der mit den Schultern zuckt, dann mit dem Finger auf der arabischen Schrift Buchstabe um Buchstabe den Artikel über das Cafe liest und nach 10 Minuten doch nicht sagen kann, wo es sich befindet. Ich will gehen und schaue enttäuscht noch einmal in die Runde. Dabei stelle ich fest, dass ich mich direkt vor "Rick's Cafe" befinde!
Ich schieße ein paar Fotos, die der draußen sitzende Türposten erst gestatten will, als ich ihm erkläre, auch gleich hineinzugehen.
Drinnen spielt ein Farbiger aus USA auf dem Flügel Filmmusik der 40er und 50 er Jahre, also aus der Zeit des Films, und singt dazu. Die Bedienung ist sehr freundlich, die Preise erträglich und die Stimmung angenehm. Ich kann mich richtig entspannen.
Hinterher komme ich mit einem Ehepaar aus Deutschland ins Gespräch, die mit Zelt und Van zur Zeit in Marokko Urlaub machen.
Der Weg zurück zum Hotel ist viel kürzer als der Hinweg; nach 20 min bin ich da.
Am Donnerstag gehe ich noch einmal in die Altstadt, um eine große Tasche zu kaufen. Ich darf laut Flugticket nur zwei Gepäckstücke mitnehmen, das eine ist das Fahrrad, und alle anderen Gepäckstücke muss ich in eine große Tasche packen. Das ist kein Problem, ich bekomme nach einigem Handeln für 10 Euro eine große Tasche, in die alles hineinpasst.
Am Nachmittag suche ich den Park der Arabischen Liga auf, um mich ein wenig ins Grüne zu setzen. Aber irgendwie ist der Park doch nicht so gut gepflegt; nach kurzer Zeit kehre ich wieder um. Ein letztes Mal esse ich in einem marokkanischen Restaurant zu Abend, wo das Essen zwar billig, aber auch schon kalt ist.
Meine Hotelrechnung von insgesamt 36 Euro für drei Tage sowie die Taxikosten für den Transport zum Flughafen (20 Euro) bezahle ich jetzt schon. Mit wird zugesichert, dass das Taxi um 7 Uhr da sein wird und das Fahrrad transportieren kann. Außerdem wolle man mich um 6:30 wecken.
Ich bin schon um 6 Uhr auf. Kein Mensch versucht, mich eine halbe Stunde später zu wecken. Um 7 bin ich mit dem Gepäck und dem Fahrrad unten, der Nachtportier schläft auf einer Decke vor der Rezeption.
Vor der Tür steht ein Mercedes Baujahr 1975 (wie fast jedes zweite Auto in Marokko ein Mercedes der 70er oder 80er Jahre ist). Das Fahrrad wird einfach mit dem Hinterteil in den Kofferraum gepackt, das Vorderrad hängt heraus, der Kofferraumdeckel wird mit einem Gummizug geschlossen, soweit es geht. Ich weise noch einmal darauf hin, dass ich die Fahrt bereits bezahlt habe, worauf es eine erregte Diskussion des Taxifahrers mit dem Nachtportier gibt, die etwa 5 Minuten andauert.
Letzten Endes fährt der Taxifahrer los. Gurte sind zwar vorhanden, lassen sich aber nicht anlegen. Ich habe keine Ahnung, wie weit der Flughafen von Casablanca entfernt ist, vermute aber etwa 17 km, weil in der Beschreibung des Campingplatzes von Casablanca stand, dass er 17 km von der Innenstadt entfernt sei und in der Nähe des Flughafens liege.
Der Taxifahrer fährt und fährt. Einmal kommen wir an einer Müllkippe vorbei, die mindestens drei km lang ist und die ganzflächig brennt! Den Gestank kann man sich kaum vorstellen. Ich bekomme im Taxi fast keine Luft mehr. Den Fahrer stört es scheinbar nicht. Das ist wohl die marokkanische Art der Müllentsorgung.
Endlich kommen die ersten Hinweisschilder zum Flughafen. Als wir ankommen, meine ich, dass wir etwa 60 km gefahren sind. Das hätte ich mit dem Fahrrad nicht mehr rechtzeitig geschafft. Gut, dass ich mir ein Taxi genommen habe!
Am Iberiaschalter zwingt man mich beim Einchecken, das Fahrrad von einem der "professionellen" Einpacker verpacken zu lassen. Ich muss das Vorderrad herausnehmen und die Luft aus den Schläuchen lassen. Der Verpacker fabriziert eine vollkommen laienhafte Verpackung mit abgerissenen Pappstücken und viel Plastikfolie, die allenfalls andere Gepäckstücke vor der Kette des Fahrrads, aber niemals das Fahrrad vor irgendwelchen Beschädigungen schützen kann. Die Iberia akzeptiert das aber, nimmt das Fahrrad als normales Gepäckstück entgegen und lässt es über das normale Gepäckband (um Ecken und Kanten) transportieren. Zweimal muss jemand nachfelfen. Ich befürchte das Schlimmste, kann aber nichts mehr ändern.
Der Flug bis Madrid ist unproblematisch. Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man unten die marokkanische Atlantikküste in Minuten vorbeiziehen sieht, für die man Tage gebraucht hat.
Nach 2 Stunden Zwischenaufenthalt in Madrid geht es pünktlich ins Flugzeug nach Düsseldorf, aber auf der Piste müssen wir 1 1/2 Stunden für die Flugfreigabe nach Düsseldorf warten, angeblich wegen schlechtem Wetter im Alpenbereich.
Aber endlich fliegen wir doch los und landen mit einer Stunde Verspätung in Düsseldorf (bei Sonnenschein).
Das Fahrrad wird am Sperrgepäckschalter ausgegeben. Als ich es auspacke, ist es völlig demoliert. Die Gabel ist so verbogen, dass das Vorderrad sich nicht mehr anbringen lässt, alle Schutzbleche sind verbogen und aus den Befestigungen gerissen, die drei Kettenblätter an der Tretkurbel sind zur einem einheiltichen Klumpen verbogen, die Umwerfer abgerissen, viele Teile einschließlich Glocke völlig verbogen. Ich habe reinen Schrott zurückbekommen.
Der Versuch, einen Transportschaden geltend zu machen, endet mit dem Hinweis, dass für Sperrgepäck nicht gehaftet wird.
Ich will trotzdem versuchen, von der Iberia Schadenersatz zu bekommen. Mein Ärger ist jedenfalls groß. Ich habe schon so oft ein Fahrrad im Flugzeug mitgenommen, und nie ist es beschädigt worden.
Mein Vater holt mich vom Flughafen ab. Er hat geduldig gewartet, bis ich endlich erschien.
Zu Hause freue ich mich auf meine Dusche, mein Bett und meinen Enkel Joel. Er wird wach, als ich ins Bett gehe, kommt zu mir und freut sich riesig, dass ich wieder da bin. Fast zwei Stunden lang drückt und küsst er mich immer wieder. Darüber vergeht mein Ärger über das Fahrrad, und zufrieden schlafen wir beide ein.

Diese Firma gibt es überall ...

Dieser Platz ist im Stadtplan als Ausstellunggelände (Messegelände) benannt. Es ist aber ein reiner Müllplatz. Im Hintergrund die Moschee Hassan II.

Auf den Straßen in dieser Gegend kann man nicht nur Gemüse kaufen,

sondern auch lebende Hühner und

alle möglichen Innereien.

Sehr enge Gassen in den Wohnbezirken

Die riesige Moschee Hassan II

Die Außenansicht von "Rick's Cafe"

Im Inneren

Ein sehr netter und guter Pianist

Mein Hotelzimmer in Casablanca

Auf den Straßen wird fast alles verkauft,

auch sehr leckerer Kaffee aus einem Riesenkessel für 50 Cent

Park der Arabischen Liga

Die Bänke sind etwas renovierungsbedürftig

Am Flughafen angekommen

Die marokkanische Atlantikküste aus der Vogelperspektive

Endlich in Düsseldorf angekommen