Ich fahre wieder um 8 Uhr los und frühstücke in La Linea. Wenn man in einem Cafe frühstückt, das einer Bäckerei angeschlossen ist oder umgekehrt, bekommt man meistens ein besseres (frischeres) Brot. So auch hier. Dann weiter nach Gibraltar. Das ist durch und durch britisch, mit einer Ausnahme: kein Links- sondern Rechtsverkehr. Das ist gut, denn mit Linksverkehr habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Ich fahre ganz nach Süden zum Europa Point. Aber die SIcht ist nicht gut. Normalerweise kann man von hier Afrika sehen, auch das Atlas-Gebirge, aber heute ist alles dunstig und verhangen. Ich fahre wieder zurück. Interessant ist, dass man quer über die Landebahn des Flugplatzes fahren muss, um nach Gibraltar zu gelangen. Von hier fährt auch eine Fähre nach Tanger, aber erst abends um 23 Uhr. Das ist mir zu spät. Da kann ich mir keinen Campingplatz mehr suchen. Deshalb fahre ich nach Algeciras, von Gibraltar ca. 30 km. Hier fahre ich am Hafen den Schildern nach Tanger nach und gelange an den Punkt, wo die Autos darauf warten, auf das Schiff zu fahren. Man bedeutet mir, dass ich mir erst ein Ticket in einem anderen Gebäude kaufen muss, und dass Fahrräder nicht von hier aus auf das Schiff kommen. Ich kämpfe mich durch das Gewirr von Schaltern, bis ich für 39 Euro eine Überfahrt mit Fahrrad buchen kann. Dort sagt man mir, dass ich zum Fußgänger-Terminal muss, was ich auch tue. Es ist zwar eng, und statt der Rolltreppe muss ich den Aufzug benutzen, aber letzten Endes stehe ich nach 20 min Wartezeit an der Stelle, wo die Fußgänger das Schiff betreten. Doch die Bedienstete meint, dass das Fahrrad hier nicht auf's Schiff kann. Sie kontaktiert den ersten Offizier über Funk, der nein sagt. Ich soll über den Auto-Zugang auf's Schiff. Die Abfahrtszeit ist laut Fahrplan 13:30 Uhr. Jetzt ist es 13:25 h. Ich rase zurück über die ganzen Wege, durch die Passkontrolle und die Verkaufshalle. Dabei bin ich ziemlich rücksichtslos, was mir zwar leid tut, aber nicht zu ändern ist. Letzten Endes schaffe ich es so gerade noch, auf das Schiff zu kommen. Kaum habe ich das Fahrrad abgeschlossen und bin nach oben gegangen, fährt das Schiff auch schon los. Auf der Fähre lerne ich ein sehr nettes Ehepaar aus Freiburg kennen. Sie wollen ihren Sohn in Tanger besuchen, der dort arbeitet. Er will sie von der Fähre abholen. Als wir ankommen, gibt er mir wertvolle Tipps für das Weiterkommen in Marokko. Obwohl ich noch keine Karte von Marokko habe, entscheide ich mich, noch bis Assilah, etwa 45 km südlich von Tanger, zu fahren. Dort ist laut Campingführer ein Campingplatz. Diese 45 km sind sehr anstrengend, weil ich gegen einen starken, fast stürmischen Wind fahren muss. Alle 5 km muss ich mich erholen. Die Fahrt geht an der Atlantikküste entlang, überall endlos lange Sandstrände und kaum ein Mensch. Es ist aber auch zu kalt zum Baden. In Algeciras hatte es schon angefangen zu regnen, in Tanger regnete es auch ab und zu ein paar Tropfen, dann schien wieder die Sonne. Aber im Schatten ist es doch recht kühl, so etwa 18 Grad. Der Campingplatz ist tatsächlich vorhanden, liegt direkt am Ortseingang und kostet 5 Euro inklusiv warmer Dusche. Ich baue das Zelt auf, dusche und mache mich mit meinem Notebook auf den Weg. Im Zentrum von Assilah finde ich ein Restaurant mit einem netten Besitzer, der etwas englisch spricht. Wir unterhalten uns lange. Hier kann ich meinen Bericht schreiben und erhalte ein vorzügliches Abendessen für 6 Euro. Er sagt mir auch, dass ich hier morgen frühstücken kann. Bin mal gespannt. Ich muss morgen unbedingt eine Karte von Marokko kaufen. Heute am Sonntag war das nicht möglich. |