Gestern abend habe ich mich um 23 Uhr schlafen gelegt. Um 23:30 Uhr kamen meine Zeltnachbarn, ein betrunkenes Pärchen aus England. Der Mann, etwa 40 Jahre alt, lamentierte eine halbe Stunde lautstark herum. Ich bat auf englisch, doch jetzt Ruhe zu geben. Hätte ich das doch bloß nicht getan! Er blökte sofort los: Ein Deutscher! Die Deutschen haben den Krieg verloren. Sie wollen wieder einen anfangen. Pass auf, gleich greift er an! Das ging ununterbrochen so weiter bis kurz vor 3 Uhr. Seine Begleiterin diskutierte ebenso laut mit. Ich war drauf und dran, das Zelt abzubauen und weiterzufahren. Doch das ist nachts gefährlich, und außerdem brauchte ich den Schlaf doch dringend. Letzten Endes war ich froh, dass es bei Worten blieb und er mir nicht vor das Zelt getreten hat wie vor vier Jahren ein betrunkener Schwede. Noch vor 8 Uhr mache mich wieder auf den Weg, frühstücke im Ort Aguadulce. Kurz bevor ich wieder auf meine geliebte N340 komme, ist die Straße mal wieder gesperrt: eine Baustelle. Die Umleitung geht natürlich über die Autobahn. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Also muss ich versuchen, durchzukommen. Es erweist sich als sehr schwierig. Ich muss das Fahrrad teilweise tragen, ein Bauarbeiter hilft mir freundlicherweise dabei. Aber ich komme durch. Danach ist die N340 keine Autobahn mehr, und kann sie benutzen. Dafür geht es jetzt ständig bergauf und bergab, kaum ein Kilometer dazwischen, wo die Straße eben ist. Das Wetter ist wieder mal sehr gut, etwa 28 Grad und blauer Himmel, kaum Wind. So stellt man sich Urlaubswetter vor. Es sind viele Tunnel auf der Strecke, die meisten beleuchtet und nicht länger als 200-300 m. Das geht noch. Die unbeleuchteten sind gefährlich. Ich schalte zwar immer das Licht ein, aber nach dem grellen Sonnenlicht sehe ich trotzdem nichts, und die anderen wohl auch nicht. Zudem ist es im Tunnel sehr eng. Aber es geht alles gut. Die vielen Steigungen lassen mich sehr viel schwitzen. Ich glaube, so viel wie heute habe ich noch nie geschwitzt. Ich trinke über den Tag etwa 6 Liter und habe immer noch Durst. Bis Malaga schaffe ich es nicht heute, dort ist auch kein Campingplatz. Aber 30 km vor Malaga in Almayate ist einer direkt an der N340. Hier ist auch die Rezeption noch geöffnet. Im Restaurant bekomme ich noch eine Pizza und ein Sandwich, und ich kann den Bericht schreiben. Hoffentlich sind meine heutigen Nachbarn erträglicher. Ich bin unheimlich müde. Morgen werde ich mir einen Campingplatz nicht allzu weit von Gibralter suchen, um dann übermorgen die Fähre nach Tanger zu nehmen. |